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A monsieur le raugraff.
St Clou den 6 Juni 1676.
Hertzlieb Carllutz, ich sage nun nicht mehr Carllutzgen, den
wan man so ein capabler officirer ist, daß man gantze
winter-quartir außtawert, dan ist man kein kint mehr undt were es ja
schimpfflich, wan ich Euch nun alß ein kint tractiren solte. Aber wan Ihr
hir weret, glaube ich doch, daß ich Euch noch woll etlichmahl liebes
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schwartzköpffel heißen würde, welches sich woll in den
schneegebürge bey Tiroll nicht wirdt gebleichet haben. Daß Ihr mir aber
schreibet, daß Euch die zeitt lange dorten gefahlen, kan ich leicht
erachten undt es dawert mich Ewer drumb. Jedoch so findt man
etlichmahl mehr vergnügung in einem baweren-hauß undt -tantz, alß
in den grosten palästen bey den schönsten baleten undt ball. Dem
sey nun, wie ihm wolle, so wünsche ich Euch aber doch, daß Ihr
glücklich undt content leben möget, ahn welchem ort Ihr Euch
findet; den Ihr wist woll, daß ich Euch jederzeit von kint auff lieb
gehabt habe undt auch noch habe. Seitter dem brieff, so Ihr mitt
meiner ame letzlich werdet entpfangen haben, habe ich Euch nicht
geschrieben, weillen ich glaube, daß Ihr jetzt wider in dem felde
seitt undt so viell zu thun habt wie eine mauß inß kintbett undt
derowegen der zeitt nicht werdet haben, meine brieff zu leßen.
Jedoch weillen Ewer mama mir ein recept von schwalben-waßer vor
die gichter geschicket, so habe ich Euch schreiben wollen undt
Euch zu meinem abgesanten machen, damitt Ihr bey Ewer mama,
(soltet Ihr zu hauß sein) selber, wo nicht, doch schriefftlich mein
compliment auff zirligste machen undt meine dancksagung ablegen.
Bübel, vergiß es nur nicht! sonsten will ich dich abscheülich
heübellen. Ich wolte, daß es friede wer, den ich bin sehr müde vom
krieg undt die zeitt felt mir ellements-lang darbey; den nun ist es
allbereits bey dir zwey monat, daß der könig undt Monsieur im
felde stecken, ohne einmahl gedencken, wider zu kommen; drumb
gibts auch wenig neües undt lautter albertingens sachen. Drumb
will ich auch dießen brieff schließen. Adieu, lieb Carllutz! glaubet,
daß ich allezeit Ewer affectionirte freündin verbleibe!