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Pour madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Paris den 22 Januari 1695.
Hertzliebe Louisse, vergangenen mitwog habe ich zwar Ewer
liebes schreiben vom 22 st. v. Decembris entpfangen, aber
ohnmöglich gleich andern tags drauff antwortten können, den hir zu Paris
ist man immer mitt vissitten importunirt, undt habe kaum ahn ma
tante undt die hertzogin von Hannover schreiben können, undt
weillen monsieur le Dauphin morgen herkommen wirdt, umb mitt
unß zu mittag zu eßen, undt ich nachmittags mitt I. L. ins opera
muß, also wirdt mir wider woll gar wenig zeit überig bleiben, drumb
schreibe ich Eüch heütte. Daß fichu ist kein danckens werdt, habe
es nur vor die raritet geschickt, weillen es gar gewiß vom könig
von Tripoly kompt undt ich weiß, daß man in Teütschlandt wercks
macht von alles, waß frantzösche mode sein; hette aber woll nicht
gedacht, daß es Eüch so frewen solte, liebe Louisse! Wolte gott,
ich könte Eüch etwaß schicken, so werht were, freüde drüber zu
haben! ich würde es mehr entpfinden, alß Ihr selber. Hir im landt
tregt man manteaux undt robe de chambre, aber keine
chambre
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lucken; ich glaube aber, daß die chambrelucken beßer vor den
winter sein undt den halß mehr bedecken. Ich habe daß buch,
nehmblich den Virgillius, noch nicht entpfangen, aber ein apotecker
von Bassel, den ich kene, nahmens Frey, hatt mir geschrieben, daß
er es bey sich im hauß hatt; also werde ich es leicht bekommen
können, bedancke Eüch sehr, daß Ihr die mühe nehmen wolt, mir
noch einen Virgillius in vers zu schicken. Ich habe viel von den
frantzoschen historien gesehen, so auß Hollandt kommen, es ist aber
schir kein wort war drin, ob zwar von denen, so sie reden, viel
warheitten zu sagen weren, so eben so romanesquische historien
hervor bringen solte, alß sie geschrieben haben. Unßere hertzogin
von Hannover schreibt mir, daß die, so in gantz Teütschlandt ahm
meisten auff die moden sollen verpicht sein, seyen die margräffin
von Bareit undt die fürstin von Ostfrießlandt; es ist doch kein
kinderspiel mitt dießen beyden schwestern undt deücht mich, daß
dießes allein der jugendt erlaubt sein solte. Ich apropire Ewere
conduitte hirinen sehr undt Ihr habt daß rechte mittel gefunden,
umb nie ridiculle in Ewerer kleydung zu sein. Daß rechte mittel,
eine sach lang dawern zu machen, ist, wen die pfarer dagegen
predigen, den waß man verbiet, thut man ahm liebsten; man kan sich
auch wenig kehren, wen die pfaffen so albere sachen vorbringen,
den waß hatt der krieg mitt der moden zu thun? Es ware mir
recht bange vor ma tante, in dießem rauhen wetter zu reißen, aber
gott seye danck, I. L. gesundtheit ist nun so volkommen, daß es
ihr nicht geschadt. Der allmächtige gebe, daß es viel jahr lang so
weren möge! undt sage woll von hertzen amen zu dem wunsch, so
Ihr hirauff thut. Vor den, so Ihr mir zu dießem neüen jahr thut,
bin ich Eüch sehr verobligirt undt wünsche Eüch hergegen alles,
waß Ewer hertz wünschet undt begehren mag. Ich zweyffle gar nicht,
daß Ewer eloquenter neüjahrswunsch von hertzen geht, undt bin
ich Eüch ja nahe genung, umb daß Ihr mir guts wünschen undt
Eüch vor mich interessiren möget. Seydt auch versichert, daß ich
daßelbe von gantzem hertzen vor Eüch undt Ewere geschwisterig
thue! Amelise bitte ich von meinetwegen zu ambrassiren undt sie
auch vor ihre wünsche zu dancken. Caroline wirdt der todt von
der königin Marie sehr zu hertzen gangen sein. Unter unß gerett,
könig Wilhelm jammert mich von hertzen drüber, den man sagt
hir, er solle so touchirt sein, daß er selber kranck drüber geworden
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ist. Wen Ihr ahn Caroline schreibt, bitte ich Eüch, sie von
meinetwegen zu grüßen undt ambrassiren. Ist es möglich, daß der gutte
h[err] Keller noch im leben? Freylich erinere ich mich seiner noch
gar woll; schwitz[t] er noch? Ich wünsche, daß Ewere intercession
vor ihm möge gerahten undt er den dinst bekommen, den er sucht.
Leonor machts eben wie ihr schwester Gret, sie ist noch immer
lustig undt poßirlich. Ich glaube, wir werden dieße auff daß frühe
jahr herbekommen, mitt welcher ich den viel von den gutten alten
zeitten reden werde. Ich bitte, grüst doch die gutte Gret oder
fraw von Schelm wider von meinetwegen! Es muß der schäffer, so
den Juden auß dem pferdt geholffen, worin i[h]n die hussaren gestekt,
ein gehertzter kerl geweßen sein, den ein anderer, der eine stime
auß einem pferdts-aahß gehört hette, hette gemeint, es were ein
teüffelswerck. Ewere schreiben, liebe Louisse, seindt mir gar
ahngenehm undt können nicht zu lang sein; allein spart die
complimenten! den ich mache eben so wenig wercks davon, alß mein anner
bruder s. Die ungedult ist, wie ich sehe, Carl Moritz ahnkommen,
weillen er ohne herr Ferdinant nach Ittallien ist. Wen Ihr ahn
ihm schreibt, so bitte ich Eüch, danckt ihm doch vor sein
ahndencken, ehe er vereist, undt ambrassirt ihn von meinetwegen! Eüch
thue ich daßelbige gleichen hiemitt undt versichere, daß ich Eüch
von hertzen lieb habe.