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Brief vom 3. Februar 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


2034.


[541] [1]

Pour madame Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 3 Februari 1696.
Hertzallerliebe Louise, vergangenen montag habe ich zu Paris Ewer schreiben vom 7/17 January zu recht entpfangen undt hatte gehofft, Eüch durch die gesterige hannoverische post wider zu beantwortten. Die predig undt vesper hatt gestern aber so erschrecklich lang gewehrt, daß wir erst umb 5 abendts auß der kirch kommen sein, habe also nicht mehr der zeit gehabt, alß ahn ma tante zu antwortten undt selbigen brieff nach Paris zu schicken. Ich schreibe Eüch heütte, liebe Louisse, den weillen ich morgen auff die wolffjagt werde undt übermorgen sontag ist, förchte ich, daß mir noch einige hindernussen, Eüch zu antwortten, zustoßen mögten. Heütte aber, da gar nichts zu thun, hoffe ich, gar exact auff Eweren lieben brieff zu antwortten. Ihr erfrewet mich recht von hertzen, mich zu versichern, daß mein woll meinender neüjahrswunsch Eüch undt Amelis nicht allein ahngenehm geweßen, sondern auch, daß Ihr findt, daß ich den teütschen tour, umb mich zu expressiren, noch nicht vergeßen habe. Die hießige neüjahrswünsch seindt ordinari gar kurtz, den man sagt ins gemein nur bon jour et bon an, jedoch wen man bey leütten ist, denen man in der that guts gönt, führt mans doch weitter auß undt wünscht gesundtheit undt vergnügen. Vor alle Ewere gutte wünsche sage ich Eüch sehr danck, undt ob ich zwar nicht zweyffle, daß Ihr mir alles guts vor dießer undt jenner welt wünscht, so vernehme ich es doch noch gar gern von Eüch, liebe Louisse, undt werde es nimer vor zu frey halten. Aber gesetzt, daß es etwaß freyes were, so gibt Eüch ja daß geblüdte prerogativen bey mir, die andere nicht haben können, also solt Amelis undt Ihr nie schewen, frey mitt mir zu sein, es stehet Eüch zu undt über daß so habe ichs auch gerne. Die kurtzte tage haben verursachet, daß unßere mahlers noch mein tochter contrefait vor Ewer schwester, die hertzogin von Chomberg, nicht gantz verfertigt [542] haben; so baldt aber solches wirdt fertig sein, wirdt man die Ewerige machen undt werde sie ahn hertzog Christian von Birckenfelt schicken, welches desto leichter geschehen kan, indem sein printz alle tag zu mir kompt undt noch heütte den gantzen morgen bey mir geweßen ist. Dießer junge printz ist woll geschaffen undt hatt verstandt undt macht sich sehr estimiren hir. Ich hoffe, daß die contrefait noch vor Ostern fertig sein werden undt also mitt den gräffinen von Hannaw fort können. Die gutte gräffinen wehren gern nach Strasburg geweßen, man hatt es ihnen aber nicht erlauben wollen. Ihr machts, wie daß frantzosche sprichwort sagt: Qui est bien, s’y tiene! Ich bin doch fro, zu vernehmen, daß Ihr Eüch so beliebt macht, daß man Eüch in der gantzen nachbarschafft begehrt. Die tugendt ist allezeit der schönheit vorzuziehen, undt weillen Ihr die besitzt, ist es kein wunder, daß man Euch estimirt undt wehrt hatt. Ihr könt dem Spiegel zu wißen thun, daß ich schon ahn Haxsthaussen vor Perichon geschrieben. Boucher a la teste noire, so meiner tochter kauffman ist, wirdt auch ein recomandation-schreiben ahn obgemelten he[rrn] Haxsthaussen mitt geben. Mein erster brieff ist schon eingericht, wie es Spiegel begehrt, der zweyte wirdt auch so werden. Ihr schreibt mir nichts von herrn Max, daß macht mich hoffen, daß er gantz wider woll ist. Ich bin ein wenig lahm, viel meinen, es seye daß potagram; ich will aber doch noch hoffen, daß es nur sonst ein fluß ist, so mir auff den lincken fuß gefallen ist. In welchem standt ich aber auch sein mag, so werde ich Eüch doch, liebe Louisse, wie auch Amelisse, von hertzen biß ahn mein endt lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Februar 1696 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 541–542
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2034.html
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Tintenfass