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Brief vom 22. Januar 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugraf Karl Moritz zu Pfalz


2043.


[555] [1]

A monsieur le raugraff zu Pfaltz a Hannover.

Versaille den 22 Januari 1701.
Hertzlieb Carl Moritz, ob zwar die wünsche zu nichts helffen, so weißen sie doch den gutten willen; aber weillen ich ahn dem nicht zweyffle, so Ihr zu mir tragt, so waren die wünsche ohnnohtig. Ich habe vor dießem den nahmen von feé auff Teütsch gewust, habe es aber vergeßen wie viel andere sachen auch, den ich habe gar ein schlim gedächtnuß. Aber nixel habe ich sie nie hören nehnen, den ich bin mitt wenig Ostreicher umbgangen. Meine gesundtheit geht zwar nach Ewerm wunsch, aber sonsten gehen wenig sachen nach meinem wollgefallen. So devot dacht ich nicht, daß Ihr wehret, lieb Carl Moritz, daß Ihr pretendirt, waß durch Ewer gebett zu erhalten, dachte, daß Ihr wehret mehr occupirt vom carnaval, alß vom betten. Ma tante hatt mir schon geschrieben, daß die königin in Preussen nach Hannover kommen solle. Ihr soltet mir verzehlen, waß es alß vor auffzüge undt extraordinari masqueraden gibt [556] zu Hannover, umb meine itzige einsambkeit ein wenig zu erlustiren. Mich deücht, ich habe gehört, daß Ewere zwey schwestern auch nach Hannover kommen werden; werdet also daß vergnügen haben, einander baldt wider zu sehen. Ich mogte wünschen, auch dabey zu sein können undt Eüch allerseitz so woll mündtlich, alß jetzt schriefftlich zu versichern konnen, daß ich Eüch alle von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 22. Januar 1701 von Elisabeth Charlotte an Karl Moritz zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 555–556
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2043.html
Änderungsstand:
Tintenfass