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A monsieur le raugraff zu Pfaltz a Hannover.
Versaille den 22 Januari 1701.
Hertzlieb Carl Moritz, ob zwar die wünsche zu nichts helffen,
so weißen sie doch den gutten willen; aber weillen ich ahn dem
nicht zweyffle, so Ihr zu mir tragt, so waren die wünsche ohnnohtig.
Ich habe vor dießem den nahmen von feé auff Teütsch gewust, habe
es aber vergeßen wie viel andere sachen auch, den ich habe gar
ein schlim gedächtnuß. Aber nixel habe ich sie nie hören nehnen,
den ich bin mitt wenig Ostreicher umbgangen. Meine gesundtheit
geht zwar nach Ewerm wunsch, aber sonsten gehen wenig sachen
nach meinem wollgefallen. So devot dacht ich nicht, daß Ihr wehret,
lieb Carl Moritz, daß Ihr pretendirt, waß durch Ewer gebett zu
erhalten, dachte, daß Ihr wehret mehr occupirt vom carnaval, alß
vom betten. Ma tante hatt mir schon geschrieben, daß die königin
in Preussen nach Hannover kommen solle. Ihr soltet mir
verzehlen, waß es alß vor auffzüge undt extraordinari masqueraden gibt
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zu Hannover, umb meine itzige einsambkeit ein wenig zu erlustiren.
Mich deücht, ich habe gehört, daß Ewere zwey schwestern auch
nach Hannover kommen werden; werdet also daß vergnügen haben,
einander baldt wider zu sehen. Ich mogte wünschen, auch dabey
zu sein können undt Eüch allerseitz so woll mündtlich, alß jetzt
schriefftlich zu versichern konnen, daß ich Eüch alle von hertzen lieb
behalte.