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Brief vom 3. Oktober 1711

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


2049.


[564] [1]

A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 3 October 1711.
Hertzallerliebste Louise, hette ich mich resolviren können, Eüch kleine brieffe zu schreiben, so hettet Ihr woll alle woch von meinen brieffen bekommen können, aber ich kan mich ohnmöglich dazu resolviren; jedoch so were es nicht gar sicher, weillen Ihr meine 3 schreiben, so ich Eüch von Fontainebleau auß geschrieben, nicht entpfangen. Waß ich nicht begreiffen kan, ist, wie es kompt, daß alle Ewere schreiben so gar richtig kommen, den ich habe sie alle entpfangen undt ich verspüre auß allen den Ewerigen, daß Ihr kein eintziges von den meinen entpfanget habt. Ich habe sie doch wie ordinarie auff die post geschickt, wie ich die andere jahre gethan habe, da Ihr sie doch woll entpfangen habt. Ich werde sehen, wie es mitt dießem gehen wirdt. Muß doch widerhollen, daß ich dem könig Ewer memoire nicht gegeben habe, weillen der könig die confiscation von Coubert dem printzen d’Issenguin gegeben, welchem die allyrten alle seine gütter in Flandern confisquirt haben. Also ist biß auff den frieden nichts zu hoffen. Ich habe mein moglichsten fleiß ahngewendt, daß es in madame Charton händen verbleiben mögte, wie sie mir zeügnuß geben kan, aber nichts erhalten können. Also secht Ihr woll, liebe Louise, das es ohnnöhtig geweßen were, dem könig Ewer memorial zu überreichen; hette ich die geringste hoffnung haben können, daß waß guts drauß kommen konte, liebe Louise, würde ich nicht manquirt haben, I. M. dem könig das memorial gleich zu überreichen, den ich würde mich eine rechte freüde gemacht haben, Eüch hirinen zu gefahlen. Ich dancke Eüch von hertzen, liebe Louise, mir so fleißig zu schreiben, wie es zu Franckfort hergeht. Die pillen, wie auch daß Nürnberger pflaster habe ich gar woll entpfangen, Eüch auch davor gedanckt, wie Ihr würdet gesehen haben, wen Ihr meine 3 brieff entpfangen hettet. Der churprintz von Saxsen muß viel artiger sein, alß sein herr vatter undt oncle geweßen. Ich wolte gern noch viel sagen, aber man rufft mich, umb nur zum könig. Adieu, hertzliebe Louise! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt verbleibe all mein leben vor Eüch, wie Ihr mich immer kendt, undt behalte Eüch allezeit lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Oktober 1711 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 564
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2049.html
Änderungsstand:
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