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[Nachschriften von Elisabeth Charlotte zu briefen der frau Leonore von Rathsamshausen vom 15 und 22 Juni 1717.]
St Clou, dinstag umb halb 10 abendts.
Liebe Louisse, mein eßen ist schon vor eine halbe stundt
kommen, ich kan Eüch heütte oh[n]moglich waß anderst sagen, alß daß
ich Eüch von hertzen ambrassire undt lieb behalte. Ich will mitt
Eüch wetten, daß Ihr, ahn statt 3 wochen, noch lenger, alß 3 mont,
in Engellandt bleiben werdet.
St Clou, dinstag abendts, umb 9 uhr abendts.
Hertzallerliebe Louisse, die duchesse de Bery hatt heütte hir
zu mittag geßen. Nach dem eßen haben wir biß umb 5 hocca
gespilt, hernach seindt wir biß 7 in den gartten spatzir[e]n gefahlen
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hernach habe ich ahn die printzes von Wallis geschrieben undt nun
ist mein eßen kommen, muß also kurtz abbrechen, nur noch
sagen, daß ich Ewer liebes schreiben vom 3/14 Juni zu recht
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entpfangen. Wie hinfüro, wen [Ihr] wider in Teütschlandt sein werdet,
ich andere tage, alß dieße, ahn Eüch werde zu schreiben haben,
werden meine brieffe lenger werden, alß nun. Waß ich heütte nur
sagen werde, ist, daß ich mitt rechts bludts-gritlich bin; ich schreibe
es unßer lieben printzes, fragt es ihr! Sie wirdt Eüch die ursach
sagen oder meinen brieff weißen. Alles, waß man hört undt sicht,
macht einem daß leben sawer. Adieu, liebe Louisse! Ich werde
Eüch nur noch ein mahl nach Engellandt schreiben undt dort
versichern, liebe Louisse, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.