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Brief vom 14. April 1719

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Graf Christoph Martin von Degenfeld


2056.


[569] [1]
Paris den 14 April 1719.
Herr graff von Degenfelt, vorgestern habe ich ein schreiben von Louisse, die fraw raugräffin, entpfangen, welche mich die trawerige zeittung bericht, wie daß der herr graff sein elstes döchtergen verlohren, worüber ich Ihn woll von hertzen beklage undt Seine [570] gemahlin auch. Gott wolle Eüch beyde trösten undt baldt einen jungen sohn verleyen, seiner schwestergen platz zu ersetzen, dern ewiges glück nicht zu mißgönnen ist! Wen man recht betracht, waß die welt ist, kan man die nicht beklagen, so so gewiß in dem himmel gehen, wie wir durch gottes wordt täglich leßen, waß unßer herr Christus von der kindern seeligkeit spricht. Aber ich fürchte, Ihr werdet mich vor einen leydigen prediger halten, bitte also nur gott den allmachtigen, dem daß trösten allein zukompt, Eüch, herr graff, allen nohtigen trost zu geben sambt allen Ewerigen undt dießes leydt mitt taußendt freüden zu ersetzen, undt ich bitte Ihn, zu glauben, daß ich allezeit bin undt bleibe,
Herr graff von Degenfelt,
[Seine] wahre freündin
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. April 1719 von Elisabeth Charlotte an Christoph Martin v. Degenfeld
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 569–570
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2056.html
Änderungsstand:
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