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Brief vom 13. Oktober 1680

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürst Karl II. von der Pfalz


2062.


[579] [1][2].

Extrait von meim schreiben ahn meinem brudern vom 13 October.

Caroline hatt mir in nahmen aller kinder einen gar betauerlichen brieff geschrieben, aber ich weiß, das Ihr von so guttem naturel seit, das Ihr Eüch auch ohne das ich Eüch drumb bitte, dießer armen kinder erbarmen werdet undt sie nicht verlaßen, den es seindt aleben woll des churfürstens seeliger kinder, undt weill sie nun gantz verlaßen seindt, ist es eine generositet, sich ihrer zu erbarmen. Den ob wir beyde zwar ahn I. G. dem churfürsten, unßere tandresse ahnzurechenen, einen abscheülichen verlust gethan, so muß man doch gestehen, daß dieße arme blüdt noch mehr verlohren haben undt gantz desesperirt sein müsten, wen Ihr kein mittleyden mitt ihnen habt. Aber, wie schon gesagt, so kene ich Ewer gutt gemüht woll, bin also gar nicht vor ihnen in sorgen.
Auff der andern seitt werden E. L. finden, was mein bruder mir geantwortet hatt.

Extrait auß meines bruders schreiben vom 19 Octobris.

Was Ihr mir wegen Carllutz undt den raugraffen schreibet, werdt Ihr viel beßer thun, Eüch in seiner sachen nicht einzumischen, [580] den Ihr würdet damitt nicht allein unßere fraw matter sehr allarmiren, sondern mir auch schaden. Ich werde ohne das mitt ihnen suchen zu thun, was raisonnable ist, bin von allem woll informirt; deswegen, umb viel bößes zu verhütten, wirdt[3] Ihr viel beßer thun, Eüch seiner sachen nicht ahnzunehmen, dan ich das thun werde, waß raisonnabel sein wirt.

Extrait auß meinem schreiben ahn meinem bruder vom 27 November.

Im überigen, waß die raugräffliche kinder ahnbelangt, so glaube ich, das unßere fraw mutter gar zu raisonnabel ist, umb übel zu finden undt sich zu allarmiren, das ich vor die arme kinder rede. Den ich begehre nicht, das man sie preferablement vor I. G. bezahlen solle, da behütte mich gott vor! sondern ich erinere Eüch nur, das Ihr sie nicht verlaßen möget, weillen es doch I. G. des churfürstens, unßers herren vattern seelig, kinder sein, welche also mehr recht, alß andere undt bedinte, haben, von Eüch consideriret zu werden undt dießes desto mehr, weillen Ihr auch noch dadurch ahn alle welt erweißen könt den respect, so Ihr vor I. G. dem churfürsten seeliger gehabt habt, wodurch Ihr den nichts anderst, alß lob, bekommen köndt; den sich der ellenden ahnzunehmen, so Ewerer hülff von nöhten [haben], ist allerwegen löblich. Weillen den also Ewer interesse sich mitt den ihrigen einfindt, so habe ich nicht unterlaßen können, Eüch solches vorzutragen. I. G. die churfürstin, unßere fraw mutter, ist selber so genereux, das ich nicht zweiffle, sie wirdt Eüch hirzu mehr ahntreiben, alß zurückhalten, insonderheit weillen dieße kinder ihr ja im geringsten nichts schaden können; bin also fro, das Ihr mich versichert, das Ihr raisonabel mitt ihnen handlen wolt. Den wen Ihr das thut, werden sie weder ellendt, noch miserabel sein undt werdt Eüch, wie schon gesagt, bey mäniglich ein groß lob erwerben, zugleich alle Ewere schuldigkeitten bey I. G. der churfürstin, so bey Eüch, undt I. G. dem churfürsten, ob er zwar leyder im grab ist, zu volziehen, wodurch dan nichts anderst, alß gottes segen, folgen kan, welches Eüch niemandes von beßerm hertzen wünschet, alß ich.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Oktober 1680 von Elisabeth Charlotte an Kurfürst Karl II. von der Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 579–580
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2062.html
Änderungsstand:
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