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Brief vom 14. September 1675

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


9.


[007]
St. Clou den 14. September 1675.
Ich bezeuge E. L. meine freüde, daß Gott der allmächtige oncle[1], patte[2] undt unßern printzen[3] so gnädiglich vor Trier[4] vor unfall behüttet hatt. Alß ich dieße zeittung erfuhre, dörffte ich nicht so springen wie ich bey der gewonnenen schlagt gethan hatte, weillen ich die einnemung von Trier vom König selber erfahren, welcher oncle undt patte unerhört lobte, und sagte auch, daß die gefangene nicht genung rühmen könten, in waß genereusse undt auch zugleich tapfrere hende sie gefangen weren. Hernach auch hab ich ihnen verzehlt, wie genereus unßer printz[5] in der schlagt sich verhalten, daß er nicht allein gegen den feindt gangen sey, sondern daß er auch so viellen das leben errettet hatt, worüber sich der König undt Monsieur, alß ich ihnen gesagt, daß er kaum das 15. jahr erreicht hatt[6], über die maßen verwundert. Ich weiß, daß es E. L. auch nicht würde übel gefallen haben, wan sie hetten hören können, wie er von männiglich ist admirirt worden … Ich muß bekennen, daß ich mich zu Fontainebleau überaus woll divertirt, allein es ist mir dieße freüde unerhört sauer [008] eingetrenckt worden, denn wie ich hir her bin kommen, hab ich mein elstes kint[7] schir auffm todt gefunden. Ich habe zu Monsieur gesagt, wan ich meister were, so wolte ich meine kinder in pantion[8] nach Osnabruck zu der fraw von Harling[9] schicken, denn alßdan würde ich versichert sein, daß sie nicht sterben würden noch gar zu delicat würden erzogen werden, wie man hir im lande thut, womit sie mich auß der haut fahren machen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. September 1675 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 7–8
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0009.html
Änderungsstand:
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