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Brief vom 2. Oktober 1675

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


10.


[008]
Paris den 2. October 1675.
E. L. sehr wehrtes schreiben, so ich gestern entpfangen, hatt mich woll von hertzen erfreüet, weillen ich darauß erstlich ersehen, daß E. L. mitt oncle, princen undt patte Gott sey danck wider glückliche ahnkunfft seind erfreüet worden, undt zum andern, daß E. L. allerseits so gnädig mitt mir zufrieden sein. Ich habe vorgestern eine rechte lust gehabt, mr. de la Trousse[1] zuzuhören, in waß admiration er von dießen 3 herren ist undt alles was er von ihnen rümbt, nicht allein ahn mich, sondern ahn alle menschen. Alle hoffleütte führen mir von ein tag zum andern von unßern hertzogen gefangene her, umb, wie sie sagen, leur cour bey mir zu machen, denn sie wißen jetzt alle, mitt waß vor lust ich von ihnen verzehlen höre. Gestern hatt man mir mr. le chevallier de Sourdis undt Rochebrune[2] hergeführt, aber weillen ich eben in die statt fuhr, hatte ich nicht die zeitt, mitt ihnen zu reden, undt hab sie wider ahn einen andern tag bescheyden. Alle augenblick kömbt man in meine camer sagen: Madame, voilà encore des louanges de messieurs vos oncles et monsieur votre cousin, das wehrt den gantzen tag durch. Ja Monsieur selber führt sie mir her, weillen er weiß, daß ich lust drin nehme; ja man meint, daß ich jetzt waß gar besonders sein müße, weillen ich 5 jahr[3] bey E. L. geweßen, worauff ich, umb E. L. keine schande ahnzuthun, antworte, daß ich nicht zweiffele, daß, wan ich lenger dort geblieben were, daß ich woll beßer were erzogen worden, alß bey jungfer Kolbin[4] allein daß ich leider gar zu jung weg were kommen; ja der gantze hoff sicht mich drüber ahn und ich höre im vorbeygehn, daß man sagt: ses[5] princes, qu’on loue tant là, sont oncles et cousin germain de Madame, bin auch selber gantz hoffertig, wan ich ein brieff von E. L. bekomme, leße ihn 3 oder 4 mahl, undt insonderheit wo ich die meiste leütte beysamen sehe, denn ordinari fragt mich einß, von wem der brieff komme? Dan [009] sage ich über die axel: de ma tante madame la duchesse d’Osnabruck, dan sicht mich alle menschen ahn wie ein kuh ein neü thor … Ich habe ahn Monsieur gestern gesagt, alß er nach Versaille ging, daß der alte hertzog von Lottringen[6] undt seine leütte die leütte vor Trier außgezogen hetten undt daß oncle undt patte sehr böß drüber gewest weren; er hatt mir versprochen, daß er es dem König sagen will. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. Oktober 1675 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 8–9
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0010.html
Änderungsstand:
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