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St. Clou den 19. Augusti 1678.
… Es hatt sich vor 14 tagen eine wunderliche begebenheit hir
zugetragen, welche man woll eine tragedie nenen kan, indem der mad. la
duchesse de Richelieu eintziger sohn, so man marquis Dalbret
[1] hießen,
elendig umbs leben kommen, alß er nach einem rendevous ginge, so ihm
eine schöne dame von qualitet nahmens Lamet geben
[2]. Man weiß noch
nicht, ob es ungefehr geschehen oder ob die dame es befohlen. Was aber
glauben macht, daß sie ahn dießem todt schuldig, ist, daß sie sich erst neülich
wider mitt ihrem mann racomodirt hatt, mitt welchem sie gar übel stunde,
weillen sie ihm ein töchtergen daher gesetzt, nachdem er jahr undt tag
außgeweßen, undt m. Dalbret meinte, daß er der vatter von dem kinde war.
Damahls wolte sie, daß er sich mitt ihrem mann schlagen solte oder daß
er ihn solte assassiniren laßen; darauff aber hatt ihr Dalbret geantwortet,
daß er nicht capable sey, eine böße action zu thun, undt endtlich jetzt, da
er auff ihren rendevous kompt, weillen sie ihren mann außgeschickt hatte
wegen eines processes, wie sie sagten, undt er von einer ihren leütten
erschossen wirdt, lest sie den todten cörper vor sich bringen, nackendt außziehen,
umb die wunde zu sehen undt auch umb ihm ein armbandt abzubinden, so
er ahm arm trug, worinnen ihr contrefait war, hatt ihm auch die säcke
visitirt, umb ihre brieffe wider zu nehmen, die sie ihm geschrieben hatt.
Mad. de Richelieu hatt hingeschickt, umb sich eigendtlich zu informiren, wie
alles hergangen, damitt man der mad. Lamett ihren proces machen möge;
also werden wir mitt erstem alles außführlicher wißen. Dießer Dalbret ist
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der erste geweßen, so die Lopes
[3] verführt undt ihr die galanterie in kopff
gehengt hatt, ist aber jetzt übel von seinen galanterien bezahlt worden.
Das ist das allerneüste, so ich E. L. von hir berichten kan. …