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Brief vom 9. August 1679

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


27.


[029]
St. Clou den 9. Augusti 1679.
Alleweill bringt mir mr. de Boucoeur E. L. wehrtes schreiben vom 18. Julli, welches mich woll in meiner sehlen erfreüdt hatt, denn mich deücht, darauß zu ersehen, daß es E. L. nun Gott sey danck einmahl rechter ernst ist, nach Maubisson zu kommen[1]. Ich glaube, daß wenn ich E. L. sehen werde, so werde ich auffs allerwenigste vor freüden ohnmächtig werden, undt E. L. haben woll gethan, mich zuvor dazu zu bereitten, denn wenn dießes auff einen stutz kommen were, daß E. L. mich nach Maubisson hetten hollen laßen, so glaube ich, daß mich die freüde so saisirt würde haben, daß ich einen schlagfluß drüber hette bekommen können. Ich werde baldt alle stunde zehlen, biß dieße glücksehlige zeit herankompt. E. L. werden nicht in sorgen sein dörffen, unßern König noch die Königin ahnzutreffen, denn der gantze hoff wirdt 2 monat, alß September undt October, zu Fontainebleau bleiben; den 24. dießes monts werden wir alle nach Fontainebleau; den 30. wirdt unßer jungen Königin[2] beylager dort gehalten werden; 2 tag hernach werden wir wider mitt der neüen Königin nach Paris, der König aber undt der hoff werden zu Fontainebleau bleiben undt wir andern 9 tag zu Paris. … Wolte Gott, daß E. L. ahnkämen, eher wir die erste reiße nach Fontainebleau thun, denn da könten E. L. incognito die gantze ceremonie von der hochzeit sehen, welche gar schön sein soll, undt hernach könte ich in die 9 tage, so wir zu Paris bleiben sollen, alß bey E. L. sein, undt unterdeßen daß unsere junge Königin ihre harangen von den ambassadeurs entpfängt, kan ich E. L. nach Versaille undt hieher spatziren führen undt alles weisen was hübsch zu sehen ist. Mein Gott, wie hab ich E. L. ein hauffen zu erzehlen, wenn mich nur die große freüde nicht stum wirdt machen. Waß unßer printzess[3] [030] undt meinen wunsch ahnbelangt[4], so bin ich versichert, daß der heüraht mitt des Königs sohn undt der heßlichen printzes[5] noch nicht gewiß ist undt (das sey aber unter unß geredt) der König hatt mich noch vergangenen Freittag versichert, daß er seinen sohn noch so baldt undt dieß jahr nicht verheürahten wolle; drumb verliere ich noch keine hoffnung undt wenn E. L. hir sein werden, will ich E. L. noch mehr ursachen sagen, so mir noch mehr hoffnung dazu machen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 9. August 1679 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 29–30
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0027.html
Änderungsstand:
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