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Versaille den 15. Mertz 1686.
… Seyder ein par monat her bin ich sehr trawerig geweßen undt
das hatt mich verhindert, daß ich in so langer zeit meine schuldigkeit mit
schreiben nicht bey mein hertzlieb ma tante abgelegt habe, denn alle die
historien zu verzehlen, das darff ich nicht thun, weillen alle brieffe auff der
post gelesen werden. Damitt ich aber E. L. jetzt den rechten grundt sage,
so müßen E. L. wißen, daß einer von meines herrn favoritten undt welcher
sein oberstallmeister
[1] ist, die mühe genohmen hatt, meiner ersten jungfer ein
kintgen zu machen, welches sie hatt abtreiben wollen; weillen sie aber schon
3 mont schwanger, hatt es nicht so genau hergehen können, daß sie nicht gar
kranck dran worden undt die sach also herauß kommen. Umb nun zu wehren,
daß ich sie nicht wegjagen möge, hatt dießer schöne herr mir hundert händel
bey meinem herrn ahngemacht, welcher ohne das nur schon gar zu große
pente hatt, mich übel zu tractiren, ja er hatt Monsieur dermaßen gegen
mich auffgereitzt, daß Monsieur mir selber böße office bey I. M. dem König
geleist undt mitt all dießem gethuns bin ich bißher gehudelt
[2] worden, ja
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dießer oberstallmeister hatt die insolentz gehabt, mich trowen
[3] zu laßen,
mich ins gröste unglück zu bringen, wofern ich ein wort gegen die jungfer
sagte. …