Seitenbanner

Brief vom 13. Mai 1687

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


68.


[080]
St. Clou den 13. May 1687.
… E. L. betrigen sich woll sehr, wenn sie meinen, daß meine sorgen undt mühe, so ich in Monsieurs wehrender kranckheit genohmen, I. L. mögten attandrirt halten; durchauß nicht: denn er ist nicht sobaldt wider gesundt worden, so hab ich deßen haß woll gewahr worden. Die histori were waß lang, völlig zu verzehlen, allein ich will sie so viel abregiren, alß mir möglich ist. E. L. werden ohne zweiffel woll gehöret haben, daß die Loube[1], so meine jungfer war, none geworden ist: die Grancay[2] ist zu ihrem beichtsvatter gangen undt hatt dem gesagt, daß er der none befehlen solte, zu sagen, daß sie vor etlich jahren auff sie gelogen hette undt daß sie nichts auff ihr zu sagen wüste. Der beichtsvatter antwortete, daß er Loube woll befehlen könte, zu sagen, daß sie nichts gegen mad. de Grancay zu sagen hette, allein den ersten punckten könte er ihr nicht zumuhten, weillen sie ihm solches allezeit vor wahr gesagt hatte. Darauff sagte die Grancav, daß sie dan nur bätte, daß Loube ahn den König durch die princes d’Harcourt[3] mögte sagen laßen, daß sie nichts gegen sie sonsten zu sagen wüste. Unterdeßen aber so geht die sach fort; der beichtsvatter spricht mitt Loube; Loube giebt die commission ahn die princes d’Harcourt; die princes d’Harcourt, durch ihren vettern, den ritter von Loraine, instruirt, geht zum König undt sagt, daß Loube ihr anbefohlen hette, zu sagen, daß, weillen sie nun in einem standt seye, ihre seeligkeit zu suchen, müße sie gestehen, daß sie bei I. M. der mad. de Grancay großen tort gethan hette, indem sie alles auff ihr gelogen was sie zu Fontainebleau ahn den König gesagt hette. Der König, sobaldt die princes d’Harcourt ihm solches sagt, sagt es ahn Monsieur, umb Mons. glauben zu machen, daß ich die sach gegen mad. de Grancay inventirt, setzt dazu, daß jemandes Loube obligirt hatt, dießes von mad. de Grancay zu sagen, allein daß ihr beichtsvatter ihr verbotten, zu sagen, wer es seye, undt unter der handt bringt man auß, daß ich es bin. Von dießem [081] allen wust ich nichts, biß endtlich Monsieur mir selber verzehlt, wie daß es Loube gerewet hette, mad. de Grancay accusirt zu haben durch ander leütte auffblaßen, undt sagte mir mitt einer manir (welche mir nur gar zu bekandt ist), daß man nicht wißen könte, wer es were, indem der beichtsvatter es verbotten, zu sagen, doch mitt stichelwortten, alß wenn er mich in verdacht hette. Worauff ich mitt dießen wortten antwortete: Monsieur, si la devotion de Loube est si grande, que de vouloir excuser mad. de Grancay sur la pretendue menterie, qu’elle a fait sur son chapitre, je trouve que c’est mal prendre la chose, que de la justifier aupres du Roy, qui n’a jamais et que trop peu marques se soucier de cette affaire, mais si une veritable devotion la touche, c’est à moy qu’elle doit justifier mad. de Grancay, car j’ay eté la seule offensé dans ces supositions, mais elle n’avait guarde de m’en faire parler, car comme Loube sait tres bien, qu’il n’a tenu qu’à moy de retirer la lettre qu’elle avoit escritte, elle ne peust plus me nier la chose, et tant que je n’entendray pas de la bouche de Loube mesme, qui luy a donné cette invention de se chainer contre mad. de Grancay, je ne suis pas obligée de croire ce que la princesse d’Harcourt dira au Roy, qui peut avoir ces[4] raisons de parler comme on vent. Monsieur antwortete: he bien, vous pouvés aller voir Loube et vous esclaircir avec elle, mais ce que je vous recommande c’est de ne pas faire de bruit de cecy, je n’en veux point et vous vous en repentiriés. Worauff ich antwortete: Monsieur, pour aller ches Loube je n’iray qu’avec le pere de la Chaise et vostre confesseur, et devant eux j’examineray l’affaire, mais je ne verray jamais Loube seule, mais avec ces deux temoins; le Roy et vous ne pouvés pas croire que ce que je diray soit suposé. Monsieur sagte erschrocken: au nom de Dieu, Madame, ne faites pas cet esclat; worauff ich antwortete: Monsieur, vous pouvés vous mesme empecher cet esclat: faites qu’on ne m’accuse de rien et je me tairay, mais comme dans la premiere affaire, si vous allés vous mesme m’accuser de suposition, comme vous fites en parlant à la princesse de Tarente (qui me l’escrivit sur le champ), je vous proteste, que je ne le souffriray pas et que je pousseray l’affaire à bout, et vous verrés, sur qui cela tombera; mesme dais[5] demain j’en parleray au roy, wie ich auch that, denn gleich andern tags, alß ich mitt dem König in der calesch war, sagte ich: monsieur, j’apris hier par Monsieur, que la princesse d’Harcourt vous a fait une commission de la part de Loube, je vous demande en grace d’envoyer vostre confesseur à Loube pour en savoir la verité, cela ne fera pas ce bruit, que Monsieur craint tant, et au moins pourrés vous savoir par là, si c’est moy qui ay poussé Loube, [082] à vous faire une menterie. Hirauff machte mir der König ein groß compliment undt sagte, daß solches nicht nöhtig were undt daß I. M. gar leicht glaubten, daß ich incapable were, solches zu thun. Abendts ehe ich ahn den König sprach, erfuhr ich die gantze historie durch eine von meinen jungfern, ahn welche Loube, so ihre cammerattin geweßen, alles verzehlt hatte, undt derowegen trieb ich so sehr, daß Monsieur undt der König zu ihr ihre beichtsvätter schicken mögten, denn ohne zweiffel würde sie die warheit gesagt haben. Alß aber Monsieur undt alle die lotteringische[6] caballe gesehen, daß die sache übel außschlagen könte, haben sie alles estouffirt; drumb hab ich auch still geschwiegen. Auß dießen eschantillon können E. L. ersehen, wie man mir meine mühe, die ich genohmen, danck weiß; nichtsdestoweniger werde ich alle zeit meine schuldigkeit folgen. … Daß E. L. zu wißen begehren, ob es wahr ist, daß der König mitt mad. de Maintenon geheürahtet ist, so kan ich E. L. dießes warlich nicht sagen; wenig leütte zweifflen dran, allein so lang solches nicht declarirt wirdt, habe ich mühe, solches zu glauben, undt wie ich sehe, daß die heüraht hir im lande beschaffen sein, glaube ich, daß, wenn sie geheürahtet weren, würde die liebe nicht so starck sein, alß sie nun ist, jedoch so gibt vielleicht das secret ein ragoust, so andere leütte nicht haben in den öffendtlichen ehestandt. …
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Mai 1687 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 80–82
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0068.html
Änderungsstand:
Tintenfass