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Brief vom 3. November 1687

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


75.


[090]
Fontainebleau den 3. November 1687.
… Daß I. G. der Churprintz undt die Churprintzeßin von Brandenburg wider nach Berlin werden [gehen][1], hirin erweist der Churprintz eben so ein groß hertz, alß wenn er in Ungarn gegen die Turquen ginge, denn die gefahr des lebens schir noch größer ist[2]. Jedoch so hoffe ich, daß ob Gott will diejenigen, so den marckgraffen[3] sollen vergeben haben (im fall es die hertzogin von Holstein, so man weggeschickt hatt, nicht seye), daß, sage ich, dießelbige, wer es auch sein mag, doch itzunder nichts mehrs werden unterfangen dörffen, damitt der argwohn auff der hertzogin von Holstein allein bleiben möge; allein mich deücht, daß der Churprintz in seinen accort hette setzen sollen, daß man I. L. seiner gemahlin erlauben solte, wenn sie schwanger würde sein, ihr kintbett zu Hannover zu halten, undt wofern es ein printz seye, selbigen dort erziehen zu laßen bey E. L. undt eher nicht wider nach Berlin zu gehen, biß dießer accort geschehen. Wenn ich in I. L. raht geweßen were, hette ich gewiß fest auff dießen punckten gedrungen. Ich glaube, daß es E. L. eine große freüde sein wirdt, Dero fraw dochter wie auch ihren herrn zu Hannover zu haben, bitte E. L. demütigst, mich doch auffs best bey mein patgen zu recommandiren. Wenn I. L. alles das vergnügen haben werden, so ich I. L. wünsche, werden sie eine von den glückseeligsten printzessinen von der welt sein. Ich zweiffele nicht, daß die gutte fraw von Harling auch eine große freüde wirdt haben, I. L. die Churprintzeßin zu sehen. Ich erinere mich gar woll, daß ich ein freüllen von Holstein zu Zelle bey der damahligen hertzogin[4] gesehen, aber so viel ich mich davon besinnen kan, so war sie kein kint nicht, denn ich war schon 10 jahr alt undt sie deüchte sich zu groß, mitt mir zu spiellen, hatte auch schon brüste, undt blauderte lieber mitt cavalirs alß mitt mir, undt ich war lieber droben in der küchen, alß bey ihnen allen, mitt der hoffmeisterin ihrer dochter, deren nahmen ich vergeßen, alwo wir butter stießen undt mitt Deecken[5] vögel bräeten undt allerhandt saussen machten, so wir hernach aßen, undt Deecken schoß unß die vögel. Hertzog Jorg Wilhelm hatte E. L. Decken gelaßen, umb E. L. vor pagen auffzuwarten, weillen alle E. L. pagen bey oncle wegen des eintzugs zu Osnabruck waren[6]. Hirdurch sehen E. L. ja woll, daß ich mich der Zellischen reiße noch sehr woll erinnere. … [091]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. November 1687 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 90–91
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0075.html
Änderungsstand:
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