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Brief vom 6. Dezember 1687

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


76.


[091]
Versaille den 6. December 1687.
… E. L. printzen werden mir zeügnuß geben können, wie ohnmöglich ich zu Marly, wo wir 6 tage geweßen, hette schreiben können; dortten hatt man kein apartement alß nur, umb zu schlaffen und sich ahnzukleyden; sobaldt man aber ahngethan ist, ist alles vor den publiq. In des Königs apartement ist die musiq, in mons. le dauphin seines da speist man, auch die billiarttaffel ist drinen, welche nie lehr[1]; in Monsieurs apartement ist die blanque[2] undt alle taffellen von triqtraq[3] undt carttenspiell, undt in meinen cammern waren die crämmer undt la foire; im salon war das theatre; also alles occupirt, wie E. L. sehen, undt so voller leütte, daß man sich weder threhen noch wenden konte. Unßere[4] printzen seindt eben so unglücklich geweßen alß ich undt haben nichts in der blanque gewinnen können, noch im würfflen. Was ich dabey gewunnen habe, ist, daß mir der kopff noch gantz daumblich von dem geraß ist … Es ist mir sehr lieb, daß unßere printzen so woll mit mir zufrieden sein undt mir das zeügnuß bey E. L. geben, daß ich meines hoffmeistersampt woll nachkomme undt vor sie sorge, wenn sie bey hoff sein … Daß I. L. die Churprintzeß sampt Dero herren so woll zu Berlin seindt entpfangen worden, ist mir sehr lieb zu vernehmen, undt wünsche von hertzen, daß die manir von des margraffen todt[5] so woll möge vergeßen werden, daß man nie keine ursach finden möge, sich deßen zu erinnern. … E. L. werden baldt viel zeittungen von der Könnigin in Spanien[6] vernehmen können, denn mr. de Balati[7] ist jetzt hir undt wirdt baldt nach Hannover [kommen]. Ich wolte, daß ich Carllutz undt Carl Edewart hir etabliren könte, wie ich es wünschte; darnach wolte ich woll leicht mittel finden, Caroline über dießes unglück zu trösten. Wolte Gott, daß es nur ahn dem were, allein es ist weit davon, es ist auch noch nicht nahe, daß man etwaß gegen die Pfaltz unterfangen will; allein solte es ahn dem kommen, werde ich gewiß mein bestes thun vor sie alle. Unterdeßen werde ich mons. de Moras[8] treiben, daß sie waß bekommen mögen von dem gelt, so man den untrewen dinnern wirdt rechenschafft geben machen, undt allemahl wenn ich ihm davon spreche, scheindt er mir sehr woll intentionirt vor die kinder zu sein. Gott gebe, daß er waß außrichten möge. Der alte Gourville hatt mir lang gesprochen von dem, waß sein nepheu[9] schon ahn E. L. gesagt hatt, nehmblich umb printz Cristian[10] catholisch zu machen, denn er meint, daß es gantz gewiß ist, daß man ihn hernach bischoff von Osnabruck kan machen undt also diß fürstenthum in dem hauß erhalten. Wenn dem also were, were ja die sache woll der mühe werdt. [092]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Dezember 1687 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 91–92
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0076.html
Änderungsstand:
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