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Versaille den 8. Februari 1690.
… Die arme mad. la dauphine ist wider gar übel undt jetzt in
eines caputziners hände, so man frere Ange heist, so hertzog Max
[1] undt
seine gemahlin
[2] in Bayern von gar gefahrliche kranckheitten solle geholffen
haben. Gott gebe, daß es hir auch woll ablauffen möge, allein es ist leyder
noch wenig aparentz dazu undt ich fürchte sehr, daß wir sie nicht lange
behalten werden, welches mich woll in der seelen schmertzen solte, denn ich habe
sie von hertzen lieb, undt die gutte mad. la dauphine meritirt woll, einen
glücklichern standt zu haben, alß sie hatt. Man bringt sie aus trawerigkeit
umbs leben. Man thut alles was man kan, umb mich auch in selbigen
standt zu bringen, allein ich bin eine härtere nuß, alß die mad. la dauphine,
undt ehe mich die altte weiber werden auffgefreßen haben, mögen sie woll
etliche zähne verliehren, denn ob man mich zwar in alles sucht zu chagriniren
undt [ich] sehr übel vom König durch alter hexen boßheit undt böße officien
tractiret werde, so nehme ich doch baldt mein parthey undt gehe meines
wegs fort undt habe große sorge for meine gesundtheit, umb sie toll zu
machen. Das alte weib
[3] ist auffs wenigst ein jahr 15, wo nicht 20 älter
alß ich, drumb dencke ich, daß, wenn ich gedult habe undt nur vor meine
gesundtheit sorge, werde ich das vergnügen haben, sie vor mich in die andere
welt ziehen zu sehen, undt so suche ist trost, wo ich kan. …