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Brief vom 8. Februar 1690

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


96.


[117]
Versaille den 8. Februari 1690.
… Die arme mad. la dauphine ist wider gar übel undt jetzt in eines caputziners hände, so man frere Ange heist, so hertzog Max[1] undt seine gemahlin[2] in Bayern von gar gefahrliche kranckheitten solle geholffen haben. Gott gebe, daß es hir auch woll ablauffen möge, allein es ist leyder noch wenig aparentz dazu undt ich fürchte sehr, daß wir sie nicht lange behalten werden, welches mich woll in der seelen schmertzen solte, denn ich habe sie von hertzen lieb, undt die gutte mad. la dauphine meritirt woll, einen glücklichern standt zu haben, alß sie hatt. Man bringt sie aus trawerigkeit umbs leben. Man thut alles was man kan, umb mich auch in selbigen standt zu bringen, allein ich bin eine härtere nuß, alß die mad. la dauphine, undt ehe mich die altte weiber werden auffgefreßen haben, mögen sie woll etliche zähne verliehren, denn ob man mich zwar in alles sucht zu chagriniren undt [ich] sehr übel vom König durch alter hexen boßheit undt böße officien tractiret werde, so nehme ich doch baldt mein parthey undt gehe meines wegs fort undt habe große sorge for meine gesundtheit, umb sie toll zu machen. Das alte weib[3] ist auffs wenigst ein jahr 15, wo nicht 20 älter alß ich, drumb dencke ich, daß, wenn ich gedult habe undt nur vor meine gesundtheit sorge, werde ich das vergnügen haben, sie vor mich in die andere welt ziehen zu sehen, undt so suche ist trost, wo ich kan. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. Februar 1690 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 117
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0096.html
Änderungsstand:
Tintenfass