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Versaille den 24. Nov. 1691.
… Ich hette woll von nöhten, eine so gutte undt starcke einbildung
zu haben wie die jungfer Rosemunde von Aschenburg
[1], mitt unßern herrn
Christus zu sprechen. Die histori, so E. L. mir von dießer jungfer verzehlen,
ist gar artig undt hatt mich recht divertirt. Es ist doch wunderlich, daß sie
auff die zupitschirte englische brieffe hatt antwortten können, es seye denn,
daß es leütte sein, so sie helffen fourbiren. Vor etlichen jahren war hir in
einer statt auch so ein miracle von einem weibsbilt, so unßern herrn Christus
sahe undt von nichts alß von der communion lebte; das hatt lenger alß
10 oder 12 jahr gewehrt, entlich hatt man die fourberi entdeckt undt
gefunden, daß eine von ihren schwestern undt ein curé dies alles ahngestelt
undt ihr nachts braff zu eßen geben. Ich bin versichert, daß dieße jungfer
sich nicht lange wirdt vor E. L. verbergen können undt daß Dero
penetration baldt finden wirdt, was dahinder steckt. Was das beste dran ist, ist,
daß ihre devotion niemandts verdampt undt gantz lustig ist. Wolte gott,
unßere hießige devotten mögten das von ihr lernen, das were vor unß alle
hir ein groß glück … Die arme Königin in Engellandt
[2] zicht ihre sach mehr
zu hertzen, alß der König
[3]; sie ist schir immer kranck. Solte sie die
predestination so vest glauben wie der printz von Oranien
[4], würde sie sich
eher in ihr unglück schicken können; alle, die obgemelten printzen kennen,
gestehen, daß er viel meritten undt verstandt hatt. Carl Augusts
[5] todt ist
auch woll eine rechte brobe von der predestination, daß er eben hatt bleiben
müßen, wo er gar nichts zu thun hatte; ob ich ihn zwar nie gesehen, hatt
er mich doch sehr gejammert. Ich weiß nicht, wem Balati hatt weiß
gemacht, daß oncle
[6] sich von der marschalckin Platten
[7] regieren lest; mir
hatt er sein leben nichts davon gesagt. Ich werde der gräffin von
Fürstenberg gar nicht mercken lassen, daß E. L. mir hirvon geschrieben.