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Brief vom 10. Januar 1692

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


125.


[143]
Versaille den 10. Januari 1692.
Ob ich zwar die augen so dick undt verschwollen habe, daß ich kaum drauß sehen kan, indem ich, umb die warheit zu bekenen, die thorheit gethan, die gantze nacht zu flenen[1], so will ich doch dieße Freytagspost nicht vorbey gehen laßen, ohne E. L. zu berichten, was mir gestern unahngenehmes begegnet ist, da ichs mich ahm allerwenigsten versahe. Monsieur kam um halb 4 herein undt sagte zu mir: Madame, j’ay une commission pour vous de la part du roy, qui ne vous sera pas trop agreable, et vous devez luy rendre responce à ce soir vous mesme, c’est que le roy vous mande, que luy et moy et mon fils estant d’accort du mariage de madlle de Blois[2] avec mon fils[3], que vous ne serés pas la lache qui vous y oposserés. Ich laße E. L. gedencken, wie sehr mich dießes bestürtzt hatt undt auch zugleich betrübt. Abendts nach 8 ließ mich der König in sein cabinet hollen undt fragte mich, ob Monsieur mir die proposition gethan undt waß ich dazu sagte? Quand V. M. et Monsieur me parlerés en maistre, comme vous faittes, je ne puis qu’obeir, sagte ich, denn ich habe mich erinert, waß E. L. mir vor dießem durch Harling auff dießen text geschrieben haben: daß, wenn man dießen heüraht mitt gewalt haben wolle, solte ich mich drin ergeben. So ist es denn nun geschehen; der König undt gantze hoff seindt heütte herkommen in mein cammer, umb mich über dieße schöne sach zu complimentiren, undt ich habe nicht lenger wartten wollen, umb E. L. dießes (hette schir gesagt mein unglück) zu berichten[4]. Der kopff thut mir so wehe, daß ich weitters nicht sagen kan alß daß ich bin undt biß in todt verbleibe … [144]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. Januar 1692 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 143–144
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0125.html
Änderungsstand:
Tintenfass