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St. Clou den 12. Juni 1692.
… Zu befürchten ist, daß man erstens erfahren wirdt, daß eine
abscheüliche schlagt vorgangen; das hertz klopfft mir recht, wenn ich nur dran
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gedencke. Es ist zwar ein ruisseau zwischen dem feindt undt unßern leütten,
man sagt aber, der printz von Oranien
[1] lest brücken machen; also ist es mir
recht bang vor meinen buben undt werde nicht in ruhen sein können, biß daß
die 2 arméen wider ein wenig weitter von einander sein werden. Unterdeßen
aber will ich doch thun was mir möglich, auff E. L. gnädiges schreiben zu
antwortten. Ich bin mein hertzlieb ma tante woll sehr verobligirt, daß sie
mir so fleißig schreiben, denn das ist mein eintziger trost, E. L. beharrlicher
gnaden versichert zu werden, undt sonsten habe ich keine verenderung noch
freüde in der welt, alß E. L. gnädige brieffe zu leßen. … Vor pfaffen undt
weiber kan ich nicht gutt sprechen, aber ich will woll mein kopff zu pfandt
setzen, daß unßer König nichts von dem assassinat-dessein weiß, so man
gegen den printzen von Oranien gehabt hatt
[2], undt sie zu Bolduc erkleret,
denn ich habe I. M. alß mitt großen abscheüen von dergleichen actionen
reden hören, umb selbige zu aprobiren, bin also woll versichert, daß, wenn
schon der pere de la Chaise
[3] eine solche sache im kopff hette, würde er doch
nie dem König davon reden dörffen. Mein beichtsvatter
[4] ist ein ehrlicher
mann, wirdt also nie keine böße that gutt heißen, aber über des negsten
schwachheitten ein wenig zu lachen, das wirdt öffter materi von unßerer
beicht sein. Hette ich die lacheté haben können undt vor der alten zot
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auffzuwarten, so würde sie mich nicht so abscheülich haßen. …