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Versaille den 20. November 1692.
… Weillen E. L. mir sagen, daß man das schloß zu Hannover
lenger gemacht hatt undt das bey meiner cammer zu, so muß auß dem met
verlöff met verlöff kackhauß, so in meiner cammer geweßen, ein comedisahl
geworden sein, welches eine schöne metamorphose ist undt schir so schön alß
wie die von dem hauß von den zwey alten leütten, deren hauß in einen
temple verwandelt wurde, welche Philemon undt Baucis
[1] hießen. Ich wolte,
daß man mich ahnstatt in einen baum in einen vogel verwandeln könte, so
würden mich E. L. baldt bey sich sehen … Ich bin von hertzen fro, daß E.
L. von meiner meinung sein undt ein destin undt enchainement in allen
sachen glauben. Man sicht es ja so clar in hundert sachen in der welt, daß
ich nicht begreiffen kan, wie man noch dran zweyfflen will; undt so starck
unßere eygenlieb auch sein mag, welche unß allein kan glauben machen, daß
wir einen eygenen willen haben, so finden wir doch so manchmahl in unßerm
leben, daß etwaß anderst alß unßer will unß treibt undt regirt, daß woll
nicht zu zweyfflen ist, daß wir nichts thun alß was lengst versehen war,
daß wir thun solten, weillen alß eine sach eine andere nach sich zieht … Den
hertzog von Wirttenberg
[2] sehe ich alle tag, ich thue mein bestes, I. L. zu
entreteniren, allein die conversation kan ohnmöglich lang dauern, denn
entweder antwort er nur par mot et silabe oder gar nicht; ich weiß nicht, ob
es auß politique ist oder ob er nicht anderst spricht … Man sagt hir, daß
er in seinem landt sehr verhast seye, hette die unterthanen sehr geprest undt
viel millionen gezogen, die er alle beyseyt gesetzt hette undt also sein händtgen
hübsch gemacht hette. Man sagt auch, sein nepheu
[3] hette ihn gar nicht
lieb undt begehrte einen andern administrater. Alle die I. L. den
Churfürsten von Bayern
[4] kenen, haben mir ihn sehr gelobt, ich bin aber
verwundert, zu vernehmen, daß unßer elster printz
[5] freündtschafft mitt I. L.
dem Churfürsten gemacht hatt, denn mich deücht, der printz ist so particulier
undt redt nicht gerne, welches kein thuns ist, umb große freündtschafft zu
machen. Weillen der junge Churprintz von Bayern
[6] nun einmahl zu rechter
zeit gebohren worden, hoffe ich, daß er leben wirdt. Des Churfürsten von
Bayern amour war doch nicht imprudent, daß er sich von seiner metres
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absentirt, damitt die Churfürstin seine gemahlin
[8] glücklich geneßen möge; die
Churfürstin kann noch hoffen, daß, wenn sie schwanger wirdt werden, daß
die metres alßdan wider wirdt abtretten müßen. …