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Brief vom 7. Dezember 1692

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


155.


[172]
Versaille den 7. December 1692.
… Es ist gewiß, daß Monsieur sein neue apartement gar schön ist. In dem letzten cabinet hatt Monsieur 3 gemähls gesetzt, so E. L. nicht unbekandt seindt, sie seindt alle 3 auß der gallerie zu Heydelberg, nehmblich wie die h. jungfer Marie stirbt undt alle apostellen umb sich hatt; das von Simson, wie er die Philister erschlegt, undt das von Promethée, so der vautour die leber frist. Die borduren seindt vergüldt undt überall umb die schildereyen herumb ist alles von spiegelglaß; zwischen die fenster auch also alle die spiegel mitt dem golt undt die gemähls, das steht gar artlich beysammen. Es seindt 5 große cristallene leüchter, die hencken in dießem cabinet, welches abendts, wenn man die lichter ahnzündt, gar schön undt alles gar hell macht. In dießem cabinet spilt Monsieur abendts; wolte Gott, E. L. köntens sehen, so würde ich gewiß nicht so große eyll haben, wider in mein cabinet zu gehen. C. A. Haxthaussen hatt woll gethan, sich nicht zu heürahten; in Alceste[1] stehet:
Voulés vous aimer sans cesse,
Amants, n’espousés jamais.
L’himen destruit la tendresse,
Il rend l’amour sans attraits.
Voulés vous aimer sans cesse,
Amants, n’espousés jamais!

E. L. haben woll recht, zu sagen, daß C. A.[2] ein recht gutter mensch; er hatt ein solch auffrichtig gemüht, alß man in der welt haben kan; ich habe ihn so lieb, alß wenn er einer von den raugraffen were. C. A. Haxthaussen wirdt ohne zweyffel zu seines printzen[3] beylager[4] nach Saxsen gehen. Wenn dießer heüraht nicht glücklicher ist, alß seines herrn brudern des Churfürsten[5] seiner, so solte man billig nicht so viel preparationen dazu machen. Die gutte verwitibte hertzogin von Hanover[6] ist woll die beste fürstin von der welt; den geringsten gefahlen, so man ihr thut, davor ist sie einem verobligirt. Mad. la princesse[7] ist auch gar gutt, aber gantz eine andere art. [173] E. L. haben woll recht, zu glauben, daß das affengesicht interessirt ist, er ist es mehr alß man sichs einbilden kan. Were ich wie die hertzogin von Hannover, wolte ich lieber all mein gutt in Franckreich verkauffen undt etwaß drauff vermehren, undt mitt dem baren gelt nach Teutschlandt ziehen, alß bey einem solchen schwager zu bleiben. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. Dezember 1692 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 172–173
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0155.html
Änderungsstand:
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