Seitenbanner

Brief vom 8. November 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


174.


[188]
Paris den 8. November 1693.
… Es were schwer, daß ich von affairen reden könne, ich weiß nie keine undt erfahre erst was vorgeht, wenn alle menschen es schon wißen. Von jener welt weiß ich noch weniger, denn niemandes, so dort hingangen, ist nie widerkommen, mir zu sagen, wie es dort hergeht. Wenn man meinen solte, daß wir, was wir in unßere brieffe setzen, auß docktor Lutter tischreden zögen, würden unßere brieffe alß heretique tracktirt werden undt in der dragonner hände gelieffert, welche sie woll zu waß unsaubers brauchen würden. Wenn dockter Lutter seine jünger so ahngeblaßen hatt, wie er wünscht, daß der hertzog von Braunsweig es im maul auffangen mögte[1], glaube ich schwerlich, daß der h. Geist drauff erfolgt ist … Ich bin der Königin Marie[2] sehr verobligirt, daß sie mich beklagt, daß wir baldt art vom maußdreck[3] haben werden; ob sie zwar keine gutte angen[4] nicht hatt[5], so ist sie doch kein bastard nicht, also die unßerige viel ärger alß sie … Wenn man von meinem humor were, würde man nicht so großen lust zu den geistlichen güttern haben, denn es ist eine heßliche sach, ein pfaff zu sein. Ich glaube nicht, daß sanct Petrus sich würde frewen können, wenn er wißen solte, daß seine nachfolger es weitter alß er gebracht hetten, denn dadurch würde er erfahren, daß man ihn vor brutal gehalten … [189]
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. November 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 188–189
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0174.html
Änderungsstand:
Tintenfass