[192]
Paris den 28. Mertz 1694.
… Wenn E. L. meine hände küßen, ist es woll eine rechte
fastensach, denn die mortification sowoll alß wie demut würde sich hirinen finden,
denn ich glaube nicht, daß wüschtere (umbs auff gutt pfältzisch zu sagen) undt
röttete poten in der gantzen welt können gefunden werden, alß die meine
sein. Die hände zu küßen muß ein compliment [sein], so in Teütschlandt
auffkommen seyder ich weg bin, denn mich deücht, zu meiner zeit sagte man
es selten … Die relation, so man E. L. von Berlin geschickt, ist nicht recht,
was mich betrifft, denn ich trage mein leben kein manteau, hatte beym bal
kein sammet ahn, sondern mein schwartz duchendt kleydt, das ich alle tage
trage, undt ich war gar nicht gebutzt, habe auch mein leben keine topaßen
getragen, Monsieur hatt keine mehr, gab die parure, so er hatte, ahn die
Königin in Spanien … Die schwäbische mützger stehen nicht übel undt in
meinem sinn beßer, alß die große thürm, so man ordinari auff dem kopff
hatt, glaube also woll, daß es unßerer hertzogin woll gestanden … Dießen
sommer, wenn alle menschen hir weg werden sein, werden mir die teütsche
romans, so oncle mir außgewehlt, sehr woll bekommen. Ich kan nicht
begreiffen, wie einem zu Hannover das heimwehe ahnkommen kan, umb in
Franckreich zu kommen, aber woll, wie einem in Franckreich große lust
[193]
ahnkommen kan, wider nach Hannover zu reißen … Ich glaube, daß E. L.
woll gethan haben, die gutte fraw von Harling nicht mitt nach Herrenhaußen
zu nehmen, denn ob es schon schön wetter ist, so ist doch die lufft noch gar
scharpff undt raw vor jemandes, so nicht jung ist undt so kranck geweßen …
Ich hette nicht gedacht, daß man so schön sigelwaxs zu Hannover haben
könte; hir wirdt es rar nun, das pfundt kost eine pistole undt ist nicht zum
besten … Wer Harling seine historien beschreiben wolte, müste mehr tomen
schreiben alß oncle mir romans schickt. Hirmitt ist E. L. gnädiges schreiben
durchaus beantwort. …