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St. Clou den 8. Julli 1694.
… Behütte mich Gott der allmächtige, daß ich mein leben nicht
erleben möge, E. L. himmeln
[1] zu sehen, will selber lieber sterben, undt bin
ich woll versichert, daß, so sehr E. L. kinder sie auch respectiren, ehren
undt lieben mögen, daß meine sentimenten die ihrige noch übertreffen … Ich
kan E. L. nicht genung sagen, wie leydt es mir ist, so greülich dick zu werden,
denn das macht mich so schwer, daß ich schir keine exercitzien mehr thun
kan ohne incommoditet. Ich kan nicht begreiffen, wovon ich so fett werde:
niemandes in Franckreich ißt weniger alß ich, ich schlaffe nicht viel, keine
7 stundt ahn einem stück, ich gehe viel, lache gar wenig, kan also nicht
begreiffen, waß mich so dick macht. Ich wolte lieber mager wie ein stock sein,
alß wie ich bin … Wenn E. L. nichts auß Carl Moritz
[2] haben ziehen können,
würde ich ihm woll keine minen geben können; Louise
[3] hatt mir geschrieben,
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daß er zum printz Louis
[4] wirdt. Ich hoffe, der krieg wirdt ihm beßere
minen geben. Die männer müßen noch mehr reverentzen hir machen, alß
die weiber. Ich gestehe, daß ich noch wie ein kindt von hertzen gerne die
merger
[5] von zauberey höre; vergangen jahr laße ich ein buch expresse vom
Rübezahl, das hatt mich recht divertirt … Ich bin woll E. L. meinung, daß
nichts beßer vor die gesundtheit ist, alß eine freye frische lufft; wenn das
wetter zu Herrenhaußen wie hir ist, werden E. L. praff spatziren können.
Es ist vor etlichen tagen etwaß zu Trianon vorgangen, worinen meines
sohns gemahlin ihren großen verstandt, den man so sehr rümbt, woll gar
nicht erwießen. Der König, umb Monsieur, so nach Trianon kommen war,
einen poßen zu thun, befahl ahn den princessinen, sie sollten ihm abendts
petards vor seine kammer schießen, umb I. L. auffzuwecken. Mad. de
Chartre
[6] hette woll sagen können, daß sie zu viel respect vor Monsieur
hette, umb so mitt ihm zu spillen, aber nein, sie schweigt still undt lest ein
fewer vor Monsieurs fenster machen undt einen solchen rauch in seine
cammer, daß er nicht drin bleiben konte undt vor 4 uhr morgendts nicht in sein
cammer kommen konte, welches ihm eine abscheüliche migraine geben undt
recht erzürnt hatt. Der König, alß er gesehen, daß man sein gebott
übertretten, hatt Monsieur umb verzeyung gebetten vor sich undt vor den
princessinen. Wer ahm meisten hirüber eingebüst hatt, ist mad. da Maine
[7],
denn Monsieur im durchgehen in ihrer kammer hatt ihr ein glaß waßer ins
bett geschüdt, also hatt sie erst ihre laken druckenen müßen undt nicht eher
alß Monsieur nach bett gekönt. Monsieur hatt gar woll davon gesprochen
undt gesagt, er mögte wünschen, in einem alter zu sein, wo die kinderspiel
undt pagenpossen ihm ahngenehm sein könnten, er were es aber leyder nicht.
Ich muß gestehen, daß dieße impertinentz mich recht auff mad. de Chartre
verdroßen hatt; ich habe auch kein bladt vors maul genohmen, sondern mein
meinung plat herauß gesagt. Der König macht seine bastard zu mutwillich
undt verdirbt sie gantz; sie bilden sich ein, sie seyen mehr alß wir andern;
das kan mich recht verdrießen; mitt mir machen sie sich nicht so gemein,
denn sie wißen woll, daß ichs nicht leyden würde …