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Brief vom 19. Dezember 1694

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


189.


[201]
Versaille den 19. December 1694.
… Ohne seiner frawen todt witwer zu werden, ist doch etwaß rares; ich kans I. L. dem Churprintzen nicht verdencken, daß I. L. von kein ander [202] heüraht hören wollen, er ist zu sehr ertapt worden, undt were kein wunder, daß ein solcher humor, wie seine geweßene gemahlin gehabt hatt, I. L. ein abscheü vor alle weiber gibt. Ich hette nicht gedacht, daß patte[1] so viel fermeté hette, seine fr. tochter nicht zu sehen undt sie eingespert zu laßen; I. L. seindt recht löblich hirinen undt erweißen woll, daß die ehre undt gloire Dero gröste passion ist … Man continuirt noch lieder zu machen undt vers. Man hatt mir kürtzlich die geben, so man auff den impos[2] des fontaines gemacht hatt, welches ich E. L. hirmitt sagen werde:
Amis, le conseil des finances
Fait voir par son edit nouveau,
Que l’on a tant saignée la France,
Qu’on n’en tire plus que de l’eau
.
Wie ich sehe, so tragen E. L. ebenso ungern alß ich die schwere kleyder; wenn man mir neüe machen will, ist allezeit mein ordre, daß sie nicht schwer seyen. Es ist keine lust zu spatziren, wenn man schwere kleyder ahn hatt. E. L. könten noch beßer schwere kleyder tragen alß ich, denn sie haben eine schmahle taille; ich aber mitt meinen dicken hüfften undt met verlöff met verlöff dicken hintern habe genung zu thun, mich selber zu tragen. Sammet mitt golt muß schwer sein; ich trage den sammet gantz schlecht, allein man gibt mir gebutzte unterrock dazu, die offt nur zu schwer sein …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 19. Dezember 1694 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 201–202
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0189.html
Änderungsstand:
Tintenfass