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Brief vom 24. April 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


206.


[215]
Versaille den 24. Aprill 1695.
… Mein dochter[1] ist gar nicht schön, contrari sie hatt eine gar heßliche nase, groß maul undt heßliche zähn, aber sie hatt die taille schön, eben von selber länge wie die Königin in Spanien[2] war, wie sie weg ginge, hatt eine gar schöne haut undt farben, undt die augen lebhafft undt ahngenehm. Sie hatt woll gar nichts im kopff undt [ist] von gar keiner verliebten complection, denckt ahn nichts alß spiellen, springen undt lauffen undt spatziren gehen. Der junge maußdreck[3] denckt woll auf sein interesse, aber sonsten ist er gantz kindisch, glaube nicht, daß er gar einen großen verstandt bekommen wirdt. Ich habe gottlob lange nichts von der sach gehört, hoffe also, daß es dabey bleiben wirdt… Ich habe allezeit in acht genohmen, daß alle die männer, [welche] allezeit gegen die coquettereyen, affectereyen [216] undt schminck reden, doch, sobaldt sie ein solch weib sehen, darvon verliebt werden; wundert mich also gar nicht, daß der Churfürst von Saxsen[4] endtlich in das freüllen Königsmarck[5] verliebt geworden ist …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. April 1695 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 215–216
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0206.html
Änderungsstand:
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