[221]
St. Clou den 24. Julli 1695.
… Aus waß E. L. mir von mad. de Salmour
[1] berichten, sehe ich,
daß mad. de Savoye woll groß recht hatt zu sagen, daß sie gantz
romanesque ist. Erstlich hatt der papst den heüraht nul declarirt, hernach vor
gültig: ich mögte wißen, in welchem von beyden er infailible ist. Meine
meinung ist, daß der margraff es selber erklären wirdt, undt es deücht mir,
ich sehe von hir auß, wie es ablauffen wirdt, wenn man sie nur gewehren
lest: die dame ist romanesque undt coquet, der printz gar verliebt; sie wirdt
sich nicht halten können, mehr conquesten thun zu wollen, der printz wirdt
jalous werden undt sie plagen, das wirdt ihr noch mehr lust geben zu
courtesiren, sie werden darüber einander müde werden undt ahn platz der
liebe wirdt ein perfecter haß kommen; da wirdt sich der printz erinern, daß
es ein mißheüraht ist undt der Churfürst sein herr bruder nicht drin
consentirt hatt, dießen pretext wirdt er nehmen, den heüraht wider vor nul zu
declariren. Man hatt mir gestern gesagt, daß papa s[eelig] noch einen
buben in der Schweitz hatt, so er von einer Schweitzerin solle nach der
raugräffin todt bekommen haben
[2], so bey der raugräffin jungfer geweßen undt
Holländerin solle geheißen haben, daß er das kindt nicht erkendt hette, weillen
er zu geschwindt gestorben drüber, ihm aber etwaß gelts in die Schweitz
geschickt, wo er erzogen wirdt. Man setzt dazu, daß die mutter einen steinreichen
mann in der Schweitz genohmen undt sich all sein gutt hatt vermachen laßen,
aber waß eingenohmen, damitt sie nie keine kinder von ihm bekompt, damitt
all das große gutt auff papas sohn fahlen möge. Ich mögte wißen, ob
dieße historie wahr ist, denn bißher hatte ich gar nichts davon gehört; ich
will Louisse
[3] fragen, ob sie waß davon weiß. Ich glaube, daß der letzt
[222]
verstorbene König in Engellandt
[4] auch woll hundert stück bastard gehabt
hatt sowoll alß des itzigen Königs in Denemarck groß herr vatter
[5]. Wie
ich hir von den Wienischen
[6] damen reden höre, so seindt sie gar nicht cruel;
dem freüllen Königsmarck muß die zeit nun gar lang fallen; sie mag nun
ein escriteau ahnhencken, wie man hir in Franckreich thut, undt drauff
schreiben: place à louer …