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Brief vom 20. Mai 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


240.


[244]
St. Clou den 20. May 1696.
… Die helffte vom großen mann ist noch gar freündtlich, er aber noch zimblich stutzig; ich werde ihn nun in gar langer zeit nicht sehen; man muß hoffen, daß, wenn ich ihn wider sehen werde, die grillen vorbey sein werden. Ich gehe immer meinen alten schlendrian fort undt laß mich nichts mercken. Die Königin in Engellandt ist nun waß lustiger, nun sie ihren herrn wider bey sich hatt. Ich habe alß gemeint, Zevola[1] wehre wegen seiner beständigkeit berümbt, seine handt brenen zu sehen undt sein parthie nicht zu verrahten, sondern noch suchen zu erretten, aber nicht wegen die resolution vom assassinat; zudem so war er noch in einem fall zu entschuldigen, indem er von der hungersnoht getrieben war. Wie König Jacob hir weg ginge, sagte man hir auch, daß König Wilhelm todt were, ich meinte aber, mein glaubte, die Engelländer würden König Wilhelm selber umbbringen, weillen sie seiner müde weren undt König Jacob wider geruffen hatten. … [245] Ich muß gestehen, daß, wenn ich in den predigten höre, wie man den großen mann lobt, die reformirten verfolgt zu haben, so werde ich immer ungedultig drüber. Ich kan nicht leyden, daß man lobt, was übel gethan ist; das habe ich mir allezeit nicht vorzuwerffen, denn ich lobe nie alß was ich lobens wehrt halte. Ich sehe nicht, daß der printz de Galle sehr devot noch eyfferig ist, mögte woll mitt der zeit gar à propo umbsattlen. … Es ist leichter, hir im landt eine gutte comediantin zu finden, alß einen gutten comedianten, denn es seindt viel weiber, die woll spielten, aber nur 3 oder 4 männer in der troupe vom König, die gutt sein. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 20. Mai 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 244–245
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0240.html
Änderungsstand:
Tintenfass