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St. Clou den 23. May 1696.
… Die alte zot weiß gar woll, wie sie ihren mann regieren soll
undt meister von ihm bleiben; sie ist so lange jahre mitt ihm umbgangen,
daß sie ihn perfect hatt kennen lernen, undt wie sie gesehen, daß ihn nichts
alß die forcht halten kan, hatt sie ihm braff bang gemacht
[1]. Waß ist diß
vor eine grill, so dem König in Schweden
[2] ahnkompt, keine reformirten mehr
leyden zu wollen? Er solte exempel nehmen, wie übel dießes andern
geglückt hatt; der hoff soll erschrecklich langweillig sein. Ich kan nicht leyden,
wenn Könige meinen, daß sie mitt beten Gott gefahlen; dazu hatt er sie ja
nicht auff den thron gesetzt, sondern nur, gutts zu thun, recht undt
gerechtigkeit zu üben, das solte die rechte devotion der Könige sein undt die pfaffen
halten, daß die nichts anderes thun solten, alß betten, undt sich weytter in
nichts mischen. Wenn ein König morgendts undt abendts bett
[3], ist es schon
genung, im übrigen soll er dencken, so viel bey ihm steht, seine unterthanen
glücklich zu machen. Ich bin woll E. L. meinung, daß alles eytel ist, allein
wenn man gutts thut, bleibt doch ein innerlich vergnügen, so das beste ist,
so man in dießer welt haben kan; stirbt man aber, so hatt man doch den
trost, daß es allen denen, so nach unß kommen, nicht beßer gehen wirdt. …