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Brief vom 6. Dezember 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


264.


[264]
Versaille den 6. December 1696.
… Wenn man m/30 millionen geben muß, umb König in Poln zu sein undt die armée dortten zu erhalten, kan unßer printz de [265] Conti[1] es nicht werden, denn wo solte er diß abscheülich gelt herkriegen; er hatt ja 3 gütter verkauffen müßen, umb nur dreymahl hunderttaußendt thaller zu haben, umb nach Poln zu schicken, will geschweygen denn, daß er so viel millionen bekommen könte. Ich kan nicht begreiffen, auß welch pretext der Churfürst von Bayren[2] seine metres[3] hatt neben seine gemahlin[4] stellen können; das ist jetzt eine neue mode, so sich introduisirt, daß die Churfürsten ihren metressen männer geben[5], so nicht bey ihnen schlaffen dürffen. Were es zu des Königs Davits zeitten die mode gewest, hette Uria[6] sein leben nicht verlohren. Solte es gantz ohnmöglich sein, daß mein dochter weder den römischen König[7] noch König Wilhelm bekommen könte, so wolte ich, daß sie den hertzog von Lotheringen[8] doch über seinen verlust trösten könte; er muß von verliebter complexion sein. Hette der große mann seine legitime verwanten so lieb alß seine bastards, würde meine dochter woll versorgt werden, allein es ist ein großer unterschiedt hirinen undt nach aller aparentz hatt das verhencknuß leyder nichts guttes vor meine dochter versehen. Man hatt mir gesagt, daß die Keyßerin die dänische princessin sehr wünscht vor den römischen König; man sagt auch, daß es sehr mitt dem frieden happert, welches mir sehr leydt ist, denn ohne frieden kan mein tochter woll nichts rechts bekommen …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Dezember 1696 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 264–265
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0264.html
Änderungsstand:
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