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Brief vom 26. Januar 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


274.


[275]
Versaille den 26. Januari 1697 umb 7 abendts.
… Der König hatt die Chambonneau[1] exillirt 30 meillen von Paris undt madlle de Soison[2] sagen laßen, wo sie nicht in 4 tagen zu ihrer fraw mutter nach Avignon ziehe, wolle er sie in ein closter vor all ihr leben sperren, glaube also, daß sie nun weg ist. Es ist etwas abscheülich, daß der König gezwungen ist, madlle de Soisson ein solch compliment zu entbiten, da doch eine printzes[3] von ihrem hauß jetzt duchesse de Bourgogne ist. Sie hatt gar ein schändtlich leben geführt, alle jahr ein bastard daher gesetzt, undt man weiß nicht recht, wer der vatter davon ist; ihre beste freünde wetten drauff, einer sagt, es seye ein musquetaire, ander: ein anderer. Man sagt, sie undt die Chambonneau hetten die desbauche so weitt gebracht, daß man madlle de Soisson cammerdinner hette im parterre herumbgehen [sehen?], umb kerls außzusuchen, so woll geschaffen wehren, hatt sie zu seiner fürstin geführt undt haben gleich bey ihr geschlaffen, undt alle abendts soffen sie sich sternsblindtvoll, schlug sich hernach mitt die kerls herumb, summa: ein doller leben alß sie geführt, kan man ohnmöglich führen. Es ist, glaube ich, woll 3 jahr, daß sie keinen fuß nach hoff gesetzt hatt. Ich weiß nicht, wie sich ihre mutter undt sie mitt einander vergleichen werden. Die fr. mutter wirdt woll durch die finger sehen müßen, denn die dochter hatt mittel undt die fr. mutter gar nichts[4]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. Januar 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 275
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0274.html
Änderungsstand:
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