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Brief vom 11. April 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


285.


[284]
Port Royal den 11. Aprill 1697.
… Der große mann ist nicht faul, will alles selber thun, aber die leütte glaubens nicht, haben derowegen noch dieß liedt auff ihn gemacht:
Louis croit faire toutte chose par luy,
Ce n’est qu’une medissance,
Une vieille en penitence[1],
Veuve d’un poette croté,
Tient le Timon de la France.
C’est la pure verité
.
Es ist viel von einer damen, wie die gräffin Eysterley[2] ist, so beständig zu bleiben ahn dießem Churfürsten, der ihr doch nicht beständig ist; sie muß gar ein ehrlich hürgen met verlöff met verlöff sein. Des Churfürstens von Saxsen leben ist abscheülich. Mein sohn hatt jetzt seine Florance[3] auß dem opera gethan undt helt ihr ein eygen hauß; diß leben bekompt ihm nicht woll, denn er sicht bitter übel auß undt wirdt dur undt mager wie ein scheidt. Weillen ich sehe, daß was ich ihm sage zu nichts hilfft, sage ich ihm nichts mehr davon. Hir zu Paris will man den frieden gar nicht glauben, man hört von nichts alß krieg undt kriegsgeschrey. Die Engeländer seindt wunderliche köpffe, König Wilhelm geruffen zu haben undt ihn hernach doch so übel zu tractiren. Dießer König weist seinen großen verstandt, dießen leütten im parlement nichts zu antworten undt sie alle zu regiren … Der ertzbischoff [285] de Cambray[4], welchen E. L. gesehen haben, lebte recht wie ein fürst, war gar ein wackerer mann, ich habe ihn woll gekent, war ein Niderländer; dießer aber ist ein mann, so gantz in der modestie lebt, ist von guttem hauß, sein nahme ist Fénelon, ist ein Frantzos, hatt viel verstandt undt deücht mir ein gutter ehrlicher mann zu sein. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. April 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 284–285
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0285.html
Änderungsstand:
Tintenfass