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Brief vom 26. Dezember 1697

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


324.


[317]
Paris den 26. December 1697.
… Ich bin mehr verwundert, daß, was man I. L. die Churfürstin beschuldiget bey dem Churfürsten vor ein crime passirt, alß daß Danquelman in ungnaden, denn kan man jemandes verdencken, vatter, mutter undt brüder zu lieben[1]? Mich deücht, der Churfürst solte seine gemahlin desto lieber drumb haben, zu sehen, daß sie so ein gutt naturell hatt; undt daß sie den Churprintzen auff hannoverisch erzicht, solte man I. L. mehr danck alß undanck wißen, denn durch das leben, so des Churfürsten von Brandenburg herren brüder führen undt geführt haben, sicht man nicht, daß sie beßer sollen erzogen sein, alß E. L. herrn söhne. Es scheindt auß des Churfürsten brieff ahn E. L., daß er sich selber gantz erleichtert findt, den Danckelman abgeschafft zu haben, undt weillen ich nicht zweyffle, daß mein patgen eine große freüde hatt, dießes Danckelmans loß zu sein undt jetzt so woll mitt ihrem herrn zu stehen, alß bitte ich E. L. demütigst, sie wollen doch meine freüde hirüber ahn mein patgen bezeügen … Mich wundert, daß, da Danckelman [318] so erschrecklich reich ist undt alles bey dem Churfürsten von Brandenburg gewonnen hatt, daß man ihm noch so eine starcke pension gibt, denn were er trew geweßen, thete man ihm unrecht, [ihn] wegzuschicken, hatt er aber sein gutt mitt unrecht gewonnen, so verdint er gar keine recompens.
Der große mann hatt meinem sohn keinen mächtigen schwager geben wollen, drumb hatt er keinen fleiß gethan, daß seine schwester woll möge versorgt werden, undt das ersehe ich darauß, daß, sobaldt er die resolution gefast, mein dochter dem hertzog von Lotheringen zugeben, hatt man troupen in selbig landt geschickt, so es gantz außgeblundert haben, daß sich die arme leütte in 20 jahren nicht wider werden erhollen können. Mein eintziger trost bey dießen heüraht ist, daß wir das stincknäßgen[2] nicht haben werden … Die rähte ahm brandenburgschen hoff haben dolle nahmen, weillen auch einer ist, so Futzs[3] heist; es solte doll herauß kommen, wenn der Futzs chatoullemeister würde. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. Dezember 1697 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 317–318
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0324.html
Änderungsstand:
Tintenfass