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Brief vom 17. Juli 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


348.


[338]
St. Clou den 17. Julli 1698.
… Ich glaube, daß die erfüllung der gnaden von mad. Guion[1] E. L. wirdt lachen machen; es ist viel poßirlicher, mons. de Meaux[2] dieße [339] historien verzehlen zu hören, alß das buch zu leßen. Er hatt mich zu Marly im spatzirengehen recht divertirt. Mir kompt mad. Guion wie eine rechte närin vor. Ich bin woll E. L. meinung, daß man wenig leütte findt, so einerley opinion haben. Wie ich in Franckreich kame, machte man mich mitt vielen bischoffen undt ertzbischoffen sprechen, umb, wie man sagte, meinen catholischen glauben zu stercken, allein ich hatte mühe, zu sehen, wo der catholische glauben war; in general brachte man die sach zwar gleich vor, in der außlegung aber war kein eintziger, der die sach wie der andere glaubte. Das machte mich damahlen recht zu lachen, were aber recht irr worden, wenn ich nicht vorher schon mein parthey gefast hette undt wie jener Engländer[3] sagte, mon petit religion à part moy genohmen hette. Mons. de Meaux hatt viel verstandt undt ist lustig undt ahngenehm in seinen discoursen; ich erinere mich gar woll, wie er bey E. L. zu Maubisson war. … Die hertzogin von Zelle[4] thut woll, ihre dochter zu trösten, sie ist es desto mehr schuldig, weillen sie durch ihre übele aufferzucht schuldt ahn ihrem unglück ist; der hertzog[5] aber, der so verachtlich von seiner tochter[6] ist tractirt worden, thut woll, seine tugentsame niece lieber zu haben undt seine neveux, alß dieße dochter. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Juli 1698 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 338–339
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0348.html
Änderungsstand:
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