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Brief vom 10. August 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


351.


[341]
Marly den 10. Augusti 1698.
… Daß der König von Engellandt[1] nach Zelle [kommen] wirdt, habe ich schon vernohmen; man sagt hir, das parlement wolle nicht mehr leyden, daß er statthalter in Hollandt bleiben solle, käme derowegen, umb ihnen entweder den kleinen Churprintzen von Brandenburg[2] vorzuschlagen, oder den jungen printz von Frießlandt, undt daß biß dieße printzen in alter mögen sein zu regiren, solle mylord Portlandt vor sie regiren. Ob die zeittung wahr ist, weiß ich nicht. So viel ich mich Zelle noch erinern kan, deücht mir, es war doch ein hübsch schloß; worumb hatt man es dan geendert undt so doll gebawet? Hannover soll nun recht schön sein; wie man [342] mir es beschreibt, würde ich es nicht mehr kennen. Mylord Portlandt hatt mir gesagt, daß seines Königs gröste passion die jagt were, also wirdt er sich doch woll bey patte divertiren; er solle auch unerhört viel eßen, welches I. M. dortten auch nicht fehlen wirdt. … Ich bin gantz in ungnaden, man führt mich nirgendts mitt spatziren; ich glaub, man meint, es solle mich verdrießen, daß man mein dochter ohne mich in caleschen spatziren führt. Das verdriest mich aber gantz undt gar nicht. Es ist nie ahngenehm, veracht zu werden, wenn ich aber bedencke, daß ichs nicht meritirt undt des Königs ungnade mir nur von einer alten ronkunckel[3] kompt, welche gar gewiß nicht so viel werdt ist alß ich, gehe ich gantz getrost allein spatziren. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. August 1698 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 341–342
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0351.html
Änderungsstand:
Tintenfass