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Brief vom 18. September 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


354.


[344]
St. Clou den 18. Sept. 1698.
… Die Pantecrate[1] hatt großen gewalt, allein sie soll doch nicht die vergnügste von dießer welt sein, sondern gar offt bitterlich weinen; sie spricht auch offt vom todt, aber ich glaube, es ist nur, umb zu sehen, was man dazu sagt. Die duchesse de Bourgogne[2] verwenen sie gantz: sie bleibt keinen augenblick in einer kutschen ahn einem platz, setzt sich auff alle knie, so in den kutschen sein, undt schwärmbt immer herumb wie ein affgen, undt das findt man gar artig; sie ist absolute in ihrer cammer, man thut alles was sie will. Etlich mahl kompts ihr ahn, umb 5 morgendts herumb zu schwärmen; das lest man ihr alles zu undt admirirts; ein ander gebe seinem kint die ruhte, wenn es thete wie dießes. Ich glaube, es wirdt ihnen mitt der zeit gerewen, dießem kint so seinen willen gelaßen zu haben. … Ich nehme noch weniger zeügs alß E. L., denn mein leben nehme ich weder café, thé noch chocolat. Nehme ich café, glaube, daß ich närisch würde werden; vor etliche jahren habe ich es einmahl versuchen wollen, allein es stiege mir dermaßen im hirn, daß ich kein aug zuthun konte undt die gantze nacht wachen muste undt hatte 10mahl mehr undt unruhigere gedancken alß ordinari. Der chocolat thut mir wehe im magen undt das thé verhindert mich met verlöff met verlöff auff den kackstuhl zu gehen, habe also allem dem zeüg abgesagt. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. September 1698 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 344
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0354.html
Änderungsstand:
Tintenfass