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Brief vom 1. Oktober 1698

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


357.


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Paris den 1. October 1698.
… Meiner dochter verlobnuß wirdt in 12 tagen sein undt die vermählung den andern tag. Gestern hatt man ihr ihres hertzogs pressent bracht, welches über die maßen schön ist, bestehet in ein par ohring undt pandeloquen von diamant brillant, sie können nicht schöner sein, ein schnur perlen, nicht gar erschrecklich groß, aber von trefflichem waßer undt gar rundt undt gleich, 2 brasseletten[1] mitt 5 tour perlen, ein wenig größer alß die großen zuckererbsen, eine table de brasselet von einem großen demant à jour, gar perfect, undt zwey ring, alle beyde in fassetten, aber gar weiß undt gar dicke stein. Meiner dochter freüde hirüber kan ich E. L. nicht beschreiben … All mein tochter hochzeitkleyder undt weißzeüg seindt in Monsieurs gallerie establirt, wie es hir der brauch ist. Es seindt zwey, die ich nicht glaub daß sie sie wirdt tragen können, so schwer seindt sie, aber recht schön. Es seindt 7 staadtskleyder, 6 robes de chambre adjustés undt zwey robes de chambre en sac. Das weißzeüg ist all sauber, in den point undt dentellen seindt überal ihr undt ihres hertzogs wappen undt chiffre mitt cronen. Einer von den röcken ist gantz von silber, der zweyte ist schwartz mitt golt frodirt, der unterrock weiß silberstück mitt zweyerley golt brodirt, gar delicat undt schön alß wenns ein goltschmidt gemacht hette; das dritte kleydt ist roht sammet couleur de rubis, mitt ein galon von silber undt golt à ramage, eine halbe ellen hoch; das vierte ist grün sammet, durch undt durch brodirt mitt golt undt auch ein so hoch rebrodirt galon à ramage; das fünffte kleydt ist ein goltstück mitt blumen von golt undt couleur de [347] feu; das sechste ist auch goltstück mitt allerhandt couleur blumen; das siebente ist ein weiß silber stück mitt grünen blumen. Alle die unterrock seindt mitt rebrodirten galonen gebrembt, die stoff wie der oberrock; die robes de chambre seindt auch alle different, lautter brocards. Ich schreibe E. L. dießes alles, weillen es mich deücht, daß E. L. alß gerne voll solchen sachen hören. Es seindt zwey große mächtige kisten voller weißzeüg undt eine große voller bandt. …
Hertzog Jorg Wilhelm hatt dolle edelleütte ahn seinem hoff; Fabritzius[2] ist noch der beste von den drey[3]; ich kenne sie alle drey, seindt lang hir geweßen. Stiquinelle[4] sohn ist kein sot, es deücht mir aber, er hatt mehr einbildungen alß sein vatter gehabt hatt. Der hertzog solte dieße 3 edelleüte zu seiner gemahlin[5] thun, denn sie seindt eben vom adel, wie sie eine fürstin ist, were also alles dortten woll assortirt. I. L. der Churfürst werden woll thun, das sitzen bey König Wilhelm zu evittiren[6]. So trawerig ich heütte auch bin, so habe ich doch lachen müßen, daß E. L. so gnädigst sagen, daß sie meine wortte in Dero hertzen behalten wollen ohne comparaison wie die Marie unßers herrn Christi[7]. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. Oktober 1698 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 346–347
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0357.html
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