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Brief vom 13. Mai 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


412.


[401]
St. Clou den 13. May 1700.
… In allen predigten macht man dem König complimenten, die armen reformirten verfolgt zu haben, meint also, es were waß gar großes undt schönnes, undt wer I. M. desabusiren wolte undt die warheit weißen, würde nicht geglaubt werden. Es ist in der that zu bejammern, daß man ihm in seiner jugendt nicht recht gelehrnt, was eygendtlich die religion ist undt wie sie mehr instituirt ist, die einigkeit unter den menschen zu unterhalten, alß daß sie einander plagen undt verfolgen sollen. Aber wenn man seine vernunfft nur durch ambitieuse weiber oder interessirte pfaffen regiren [402] lest, kan selten waß guts drauß kommen. Wolte Gott, man folgte hir die maximen von Mentor[1], alles würde beßer gehen. Wenn ich Telemaque leße, regretire ich, daß mons. de Cambray[2] nicht mehr en faveur ist; ein herr, der gar dinlich zu generation ist, mag Telemaque leßen, so lang er will, so wirdt es die liebe nicht hindern. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Mai 1700 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 401–402
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0412.html
Änderungsstand:
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