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Brief vom 1. Oktober 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


429.


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Fontainebleau den 1. October 1700.
… Ich weiß König Wilhelm recht danck, so freüde bezeügt zu haben, E. L. undt Dero fraw dochter bey sich zu haben. Ich habe auch eine große veneration vor dießen König; ich wolte, daß er meinen artigen printz de Galle vor sohn ahnnehme; er ist ja sein geschwister kindt undt schwager, also gar nahe. … E. L. haben woll nicht ursach, stoltz zu sein mitt alle lappereyen, so ich schicke, aber dörffte ich, schickte ich E. L. von hertzen undt ohne regret alles was ich ahm besten habe. Das cachet das ist woll ein ander present, alß was ich E. L. schicke; es ist die admiration von allen gelehrten zu Paris, undt in dergleichen sachen kan nichts schönners gefunden werden. Es seindt greüliche disputten drüber zu Paris: etliche wollen, daß es Socratte undt Alcibiade seye, andere sagen, es seye Socratte undt Xantipe, seine fraw. Sie werden gegen einander schreiben über diß pitschir, aber alle versichern, daß es eine rechte antique ist; E. L. seindt gar nicht hiemitt betrogen worden. Ich habe eine rechte freüde, wenn ich die admiration von den gelehrten hirüber sehe, sie betrachten es, ziehen runtzelen vor der stirn, biegen die köpfte undt sagen: ah que voilà une belle antique; die es weniger verstehen, sagen: que voilà un cachet richement et joliement monté; andere sagen: ah la belle pierre, c’est bien du vieux onix. Darauff antworten die gelehrten: c’est bien les diamants et la pierre qu’il y a à regarder à cecy c’est la graveure, où trouve-t-on asteur[1] quelqu’un qui desine[2] comme cecy, qui grave de ce creux et que tout soit correct. Alle die discoursen divertiren mich recht. Dan sagt man: où avés vous pris cela? Ich sage dan: c’est madame l’Electrice ma tante qui me l’a envoyé; dan sagen sie: cela est sans prix, car cela ne ce[3] retrouve plus. Da sehen E. L., waß ein unterschiedt zwischen Dero present undt das meine ist. … Ich bin fro, daß patte[4], wie in Polieute[5] stehet, einmahl roy à son tour ist undt seine gemahlin[6] nicht mehr über sein gantz gemühte die souveraine ist. Der Bernsdorf[7] thut woll, patte zu [418] wehren, sich nicht von seiner gemahlin gantz regiren zu laßen; allein die hertzogin von Zelle hatt groß recht, ihn deßwegen zu haßen … Made Daborde, so meiner dochter sougouvernante geweßen undt lang in Engellandt cammerfraw bey der verwitibte Königin nach Madame ihr todt geweßen, sagt, daß es gewiß seye, daß die printzes von Denemarck[8] sich voll undt doll seüfft. Ich finde es eine große gutte von König Wilhelm, daß er sie hirüber entschuldigen will …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. Oktober 1700 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 417–418
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0429.html
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