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Brief vom 24. März 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


445.


[431]
St. Clou den 24. Mertz 1701.
… E. L. threhen die sach gantz poetisch undt recht eloquent herumb, zu sagen, daß die sonne hir sich durch den schatten eines alten weibs verdunklen lest; man kan von dießer sonn sagen, daß sie nicht ohne flecken ist. Man profitirt etlichmahl von großer leütte schwachheitten, des großen manns seine aber machen mein unglück. Der großen Könige esclat undt reputation gemandt mich ahn die machinen vom opera: wenn man sie von weittem sicht, ist nichts größers undt schönners, geht man aber hinter die coulissen undt besicht benahen[1] alle cordellen undt höltzer, so die machine gehen machen, ist offt nichts gröbers noch heßlichers. Es ist recht billig, wie E. L. sagen, daß wir menschen einer des andern fehler vertragen müßen, auch versichere [ich] E. L., daß ich manche vertrag; es were nur zu wünschen, daß die, deren schwachheit ich vertrage, die meine auch vertragen wolten; E. L. seindt die einige, die mir dieße gnade thut … Die duchesse de Bourgogne reydt jetzt, weill sie reitten will, undt alles was sie will thut sie. Paris kan noch nicht glauben, daß es krieg soll werden, sie sprechen immer vom frieden, sagen, man würde le Milanes ahm keyßer geben, das hertzogthum Lotteringen ahn unßern König undt meinen hertzog von Lotheringen comte de Flandre machen. Ich wolte, daß es wahr were, mein hertzog von Lotheringen verlöhre nichts dabey; ich kan es aber nicht glauben …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. März 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 431
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0445.html
Änderungsstand:
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