Seitenbanner

Brief vom 12. Mai 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


452.


[438]
St. Clou den 12. May 1701.
… Solte König Wilhelm sein, wie man I. M. zu Paris beschreibt, kan er ohnmöglich noch ein jahr leben; man sagt, er sehe auß wie der todt, [439] habe offene trieffende schenckel undt were von einem solchen gestanck, daß man rieche, wo er durchgangen, muß also lebendig verfault sein. Die princes Anne soll auch gar nicht gesundt sein. Also mögten E. L. woll baldt Königin werden undt noch lang regiren; die sonne, die welt undt das wetter mag threhen undt gehen wie es will, wenn E. L. nur vergnügt leben undt gesundt sein, so bin ich schon zufrieden. … Mein sohn ist sein zelle[1], seine maniglichkeit zu bekenen, gar übel gelungen. Man hatt es ihm noch nicht verziehen; man liebt die bastard mehr alß den neveu, undt weillen gottlob mein sohn hertz hatt undt der hinckendt bastard[2] ein poltron ist, will man nicht, daß mein sohn noch die princes du sang, so auch gutt hertz haben, sich in der armée finden mögen, damitt die bastard allein ehre davon tragen undt in thaten gerühmet werden mögen, wo sie sich woll nicht finden werden, aber woll hin müsten, wenn mein sohn undt die princes du sang dort weren; das ist die gantze sache, also hatt mein sohn in allem nur den spott von seinem heüraht, aber nicht den geringsten vortheil; hette er mir geglaubt, so were es ihm anderst gangen …
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. Mai 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 438–439
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0452.html
Änderungsstand:
Tintenfass