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Marly den 28. Julli 1701.
Seyder vergangen Sontag abendts bin ich hir; wurde gleich gar
gnädig vom König entpfangen, denn I. M. kamen mir entgegen, führten mich
hernach spatziren. Seyder ich nicht hir zu Marly geweßen, hatt der König
viel schöne neüe sachen hir machen laßen: ein neü mail
[1], so gantz im schatten
ist, man könte den hellen mittag dort spiellen ohne die sonne zu fühlen.
Wir sahen dortten eine partie spiellen; mein sohn mitt dem printz de Conti
[2]
undt mons. de Briene
[3] gegen mons. le duc de Sully
[4] undt mons. de
Liancour
[5], mons. le comte
[6] undt mons. de Vandosme
[7] spielten allein
gegen einander. Nach dem mail wieße mir der König ein neü gantz
vergült cabinet, in der form wie man den thron vom König de la Chine
mahlt. Darnach thaten wir den tour vom garten undt stiegen ein klein
bergen ’nauff, umb die neüe cascade zu sehen, welche gar schön ist, eine
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gantz neüe art: sie hatt auch drey reygen, gantz oben ist eine große fontaine,
so gar ein grand bouillon d’eau
[8] außwirfft (ich habe diß nicht auff teütsch
sagen können), hernach sein köpff wie meerwunder, so eine unerhörte menge
waßer außspeyen, wovon sich die cascade formirt; in der mitten bey jeder
stege ist ein jet d’eau
[9], so nicht hoch ist; auff denen von beyden seytten
seindt oben kinder von bronce, so mitt einem meerwunder spillen, das auch
waßer außwirfft. In distancen seindt bouillons d’eau, daß es eben scheindt,
alß wenns natürliche quellen weren, so dort außsprungen undt die cascaden
formirten; in der mitten ist lautter gazen
[10]; wo man die cascade sicht, da
seindt 5 alléen, in jede sicht man große jets d’eau, undt wo keine jets
d’eau sein, da seindt antique statuen, recht schön. Wolte Gott, E. L. könten
diß alles sehen. … Gar lustig kan ich ohnmöglich sein, aber ich thue meinen
möglichen fleiß, nicht gantz melancolisch zu sein. Churpfaltz will mir kein
gelt mehr geben, das dimunirt mein einkommen noch von 2 mahl 100 000
francken. Es wirdt schlegt bey mir hergehen, denn zu glauben, daß der
König in jetziger kriegszeit so gar große summen geben solte, das ist schwer
zu glauben. Wolte Gott, man hette mich viel zu fragen undt ich hette viel,
würde in dießem fall die fragen gar nicht importun finden. Es würde mir
viel ahngenehmer geweßen sein, wenn ich ohne den König genung gehabt
hette zu leben, denn alßdan würde ich dem König nicht à charge geweßen
sein, undt hette er mir sonsten gnaden undt presenten geben, würde ichs
mitt lust haben ahnwenden können, aber wie es nun ist, bin ich leyder wie
ein bettelfraw dem König auff dem halß; das ist recht betrübt. … Ich
fragte einsmahls ahn herr Salmond, wie es käme, daß in der heylligen
schrifft stehet, daß die menschen nach Gottes ebenbildt geschaffen sein
[11] undt
die menschen doch so gar unperfect weren? Er andtworte, daß Gott den
menschen perfect geschaffen hette, aber daß er die perfection in seinem fall
verlohren hette. Ich sagte: weill der mensch denn so perfect war, wie hatt
er fehlen undt fallen können? Herr Salmond sagte: das ist durch
ahnstifftung des satans geschehen. Ich sagte: dem teüffel glauben war doch
keine perfection. Da sagte er nur: solche sachen muß man nicht zu weit
nachgrübellen; dabey bliebe es…