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Versaille den 28. Augusti 1701.
… Es ist gar wahr, wie E. L. sagen, daß der duc de Bourgogne
seine gemahlin
[1] im ahnfang nicht so gar lieb gehabt hatt, alß nun. Man
sagt zu Paris (ich weiß aber nicht, ob es wahr ist), daß mons. de Catinat
[2]
nichts hatt außrichten können, weill er immer verrahten wirdt undt kein
ordre kan geben, ohne daß der printz Ugene
[3] nicht gleich erfahren, also
wenn er eine parthey von 200 mann außschickt, schickt man gleich auffs
seindts seytte noch einmahl so viel entgegen, könne also nichts unterfangen
[4].
Jedoch so vertrawet man noch auffs marechal de Catinat großen verstandt,
daß er etwaß erfinden, woran die andern nicht gedencken. … In dießem
augenblick kompt mons. de Pomereille
[5] zu mir, welcher der conseiller d’estat
ist, welchen der König mir geben, vor mich zu sorgen; der sagt mir, daß
es nöhtig ist, daß ich I. G. meines herrn vattern testament hette. Ich
weiß aber nicht, wo solches zu bekommen ist wolte E. L. derowegen fragen,
ob sie nicht wüsten, wo eine copie davon zu bekommen were, welche attestiret
könte sein. Wie oncle s[eelig] meines bruders executeur vom testament war,
so mögte man vielleicht auch meines herrn vattern testament nach Hannover
geschickt haben. Das würde mir viel in meiner sach helffen und beförderlich
sein. Ich glaube woll, daß man eines hergeschickt hatt, daß es aber in
Monsieur s[eelig] leütte hände wirdt sein, welche es woll nicht herauß geben
werden, wenn sie meinen, daß es mir beförderlich sein kan, denn sie seindt
alle greülich gegen mir, wollen sich damitt bey meinem sohn einschleichen…