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Brief vom 28. August 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


464.


[012]
Versaille den 28. Augusti 1701.
… Es ist gar wahr, wie E. L. sagen, daß der duc de Bourgogne seine gemahlin[1] im ahnfang nicht so gar lieb gehabt hatt, alß nun. Man sagt zu Paris (ich weiß aber nicht, ob es wahr ist), daß mons. de Catinat[2] nichts hatt außrichten können, weill er immer verrahten wirdt undt kein ordre kan geben, ohne daß der printz Ugene[3] nicht gleich erfahren, also wenn er eine parthey von 200 mann außschickt, schickt man gleich auffs seindts seytte noch einmahl so viel entgegen, könne also nichts unterfangen[4]. Jedoch so vertrawet man noch auffs marechal de Catinat großen verstandt, daß er etwaß erfinden, woran die andern nicht gedencken. … In dießem augenblick kompt mons. de Pomereille[5] zu mir, welcher der conseiller d’estat ist, welchen der König mir geben, vor mich zu sorgen; der sagt mir, daß es nöhtig ist, daß ich I. G. meines herrn vattern testament hette. Ich weiß aber nicht, wo solches zu bekommen ist wolte E. L. derowegen fragen, ob sie nicht wüsten, wo eine copie davon zu bekommen were, welche attestiret könte sein. Wie oncle s[eelig] meines bruders executeur vom testament war, so mögte man vielleicht auch meines herrn vattern testament nach Hannover geschickt haben. Das würde mir viel in meiner sach helffen und beförderlich sein. Ich glaube woll, daß man eines hergeschickt hatt, daß es aber in Monsieur s[eelig] leütte hände wirdt sein, welche es woll nicht herauß geben werden, wenn sie meinen, daß es mir beförderlich sein kan, denn sie seindt alle greülich gegen mir, wollen sich damitt bey meinem sohn einschleichen…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. August 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 12
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0464.html
Änderungsstand:
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