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Brief vom 29. Oktober 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


477.


[021]
Fontainebleau den 29. October 1701.
… Hir hört man, daß die Frantzoßen auch etliche parteyen schlagen, Villars[1] undt Chemereau[2] haben jeder eine geschlagen, hoffe also, daß unßers Königs troupen das hertz wider kompt. Ich habe ahn abbé de Thésut nach Rom geschrieben, umb eygendtlich zu erfahren, wie die conspiration von Naple[3] ist endeckt worden. Mich deücht, die influentzen seindt überall schlim undt man hört noch sicht nirgendts groß vergnügen. Man [022] muß woll dencken wie Carl Moritz sagt: lat lopen[4], denn was das verhengnuß vorsehen hatt, ist nicht zu endern. Wie ich sehe auß die vergleichungen, so Carl Moritz macht, so kompts offt doll herauß bey ihm; waß er vom propheten Hossea citirt, ist mir allezeit auch gar wunderlich vorkommen; die pfarr deütten nicht allein diß exempel geistlich auß, sondern der prophet selber sagt alles was ihm unßer Herrgott hirauff gesagt hatt, welches gar wunderlich lautt. Es jammert mich recht, daß Carl Moritz so seüfft, ich glaube aber, daß, wenn E. L. die sach ein wenig ernstlicher nehmen undt nicht drüber lachen, wenn er gesoffen hatt, so würde er sichs abgewehnen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 29. Oktober 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 21–22
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0477.html
Änderungsstand:
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