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Marly den 15. December 1701.
… Ich glaube, daß König Wilhelm von staadtsaffairen lebt wie ein
anders von eßen undt drincken, undt daß diß I. M. die gesundtheit wider
geben hatt… Ich fragte einmahl ahn jemandes raisonabels, worumb man
in allen schrifften unßern König immer lobte; man andtwortete mir, man
hette den buchtruckern expresse ahnbefohlen, kein buch zu trucken, wo des
Königs lob nicht in stunde; man thete es wegen des Königs unterthanen,
denn wie die Frantzoßen ordinarie viel leßen, undt in den provintzen leßen
sie alles was von Paris kompt, undt des Königs lob gibt ihnen veneration
undt respect vor dem König, wie sie haben sollen; deßwegen geschichts undt
nicht des Königs wegen, welcher es nie sicht noch hört, seyderdem I. M.
in kein opera mehr geht. Der König arbeit sehr, helt langen raht alle tag.
Ich wünsche sehr, daß man in Regensburg finden möge, daß die sach von
Meylandt den Keyßer allein betreffe, damitt kein anderer krieg alß in Ittallien
kommen möge. E. L. haben groß recht, über die staadtssorgen den schlaff
nicht zu verliehren. Es ist eine ahngenehme sach, woll undt nach seinem
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sinn logirt zu sein. E. L. machen mich gar zu stoltz, meinen stiehl im
schreiben so zu loben; solte sich nach herr Leibnitz aber in der that waß
wohlgeschriebnes drin finden, so muß es eine inspiration von E. L. gnädige
schreiben [sein], welche ich allezeit offt undt fleißig überleße. …