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Brief vom 15. Dezember 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


482.


[025]
Marly den 15. December 1701.
… Ich glaube, daß König Wilhelm von staadtsaffairen lebt wie ein anders von eßen undt drincken, undt daß diß I. M. die gesundtheit wider geben hatt… Ich fragte einmahl ahn jemandes raisonabels, worumb man in allen schrifften unßern König immer lobte; man andtwortete mir, man hette den buchtruckern expresse ahnbefohlen, kein buch zu trucken, wo des Königs lob nicht in stunde; man thete es wegen des Königs unterthanen, denn wie die Frantzoßen ordinarie viel leßen, undt in den provintzen leßen sie alles was von Paris kompt, undt des Königs lob gibt ihnen veneration undt respect vor dem König, wie sie haben sollen; deßwegen geschichts undt nicht des Königs wegen, welcher es nie sicht noch hört, seyderdem I. M. in kein opera mehr geht. Der König arbeit sehr, helt langen raht alle tag. Ich wünsche sehr, daß man in Regensburg finden möge, daß die sach von Meylandt den Keyßer allein betreffe, damitt kein anderer krieg alß in Ittallien kommen möge. E. L. haben groß recht, über die staadtssorgen den schlaff nicht zu verliehren. Es ist eine ahngenehme sach, woll undt nach seinem [026] sinn logirt zu sein. E. L. machen mich gar zu stoltz, meinen stiehl im schreiben so zu loben; solte sich nach herr Leibnitz aber in der that waß wohlgeschriebnes drin finden, so muß es eine inspiration von E. L. gnädige schreiben [sein], welche ich allezeit offt undt fleißig überleße. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Dezember 1701 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 25–26
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0482.html
Änderungsstand:
Tintenfass