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Brief vom 26. März 1702

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


496.


[038]
Versaille den 26. Mertz 1702.
… Wie ich eben herein in diß cabinet gehen wolte, kam einer von meines sohns leütten in meine cammer undt sagte mir, daß ein panquier zu Paris, so Samuel Bernard heist, einen brieff auß Engellandt bekommen, worinen man ihm bericht, daß König Wilhelm vor 8 tagen umb 3 uhr [039] nachmittags solle verschieden sein[1]. Also seindt E. L. ein schrit näher bey der cron undt haben nur eine person[2] vor sich, welche woll auch baldt in jene welt gehen könte, E. L. also eher Königin werden, alß sie es meinen. Dießes großen Königs todt macht mich abscheülich moralisiren; er jammert mich undt ich bin versichert, daß er E. L. auch jammert. Nun dießer König todt, mögten die Holländer woll anders sinns werden undt keinen krieg wollen. Aber wie komme ich daran, daß ich politiquiren will? Das kompt mir ja gar nicht zu. … Es wirdt E. L. eine erleichterung sein, daß hertzog Max seines herrn vattern s[eelig] testament unterschrieben hatt[3]. Ich hoffe, daß mitt der zeit die einigkeit zwischen den herrn brüdern auch kommen wirdt. Gestern abendt ehe ich zu bett gangen, habe ich das fest von Trimalcion[4] geleßen, habe es recht artig gefunden, daß Carl Moritz seine eigene fehler so in ridiculle gethrehet hatt, allein weillen er sie so perfect kendt, solte er sich auch corigiren. …
P. S. Alleweille kompt die confirmation von König Wilhelms todt undt daß die princes Anne Königin ist proclamirt worden. Man weiß alle particullaritetten hirvon.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. März 1702 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 38–39
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0496.html
Änderungsstand:
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