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Brief vom 23. Mai 1702

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


501.


[044]
Versaille den 23. May 1702.
Mein acces ist heütte gar woll abgangen, ich habe nur eine stundt den frost undt 3 undt eine halbe stundt hitze gehabt, undt es hatt sich mitt einem gar starcken schweyß geendet. Ich habe anderthalb stundt geschwitzt, man wirdt mich morgen zur ader laßen. Unßere leütte in Ittallien finden ihre courage wider, denn sie haben 2 flüße übergangen undt den seindt zurück getrieben[1]… Daß man vor E. L. in den kirchen in Engellandt bett[2], ist billig, aber nicht, daß man E. L. nicht gibt was ihnen gebürt; zu dem kurtzen gebett gehörtten lange brattwürst, so lang die nicht kommen, bin ich nicht zufrieden. Meine hoffnung war, daß, weill hertzog Anthon Ulrich nichts mehr zu thun hatt, daß er nun die Octavia[3] außmachen würde, nimbt er aber die regirung wider, wirdt es noch lang ahnstehen… Ich fürchte, Carl Moritz bleibt nur bey I. L. dem Churfürsten wie ein bouffon, welches doch nicht artig were; er mag nur acht haben mitt seinem braviren, denn offt die so braviren, wenns ahn sterben kompt, ist ihnen ängster, alß andern undt seindt sehr en peine. Hir hatt man gar nichts davon gehört, daß der marechal de Boufflers die Holländer geschlagen hatt, aber woll, daß man meint, daß Keyßerswehrt nicht wirdt eingenohmen werden[4].
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 23. Mai 1702 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 44
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0501.html
Änderungsstand:
Tintenfass