[051]
Versaille den 2. November 1702.
… Man kan sich selbsten woll gar lieb haben undt andere doch
auch darneben; das reden kompt I. L. dem Churfürsten von Braunsweig
hart ahn, wie ich gesehen, wie sie hir waren, undt wenn ich es sagen darff,
so hatt er mich offt recht ungedultig gemacht, indem ich ihm die worte
außpreßen muste; sehe durch was E. L. sagen, daß I. L. nicht geendert sein.
Hetten I. L. der Churfürst kein verstandt, so nehme mich sein stillsein kein
wunder, allein wenn er einmahl spricht, sicht man, daß er verstandt hatt
undt daß sein schweygen nur mißtrawen ist, undt das piqurt insonderheit,
weillen man kein intention hatt, nichts gegen I. L. zu thun, so diß
mißtrawen verdinen könte… Wir wißen schon hir, daß die cittadel zu Lüttig
mitt sturm übergangen ist
[1], es war aber nicht einzunehmen, denn die troupen,
so drin waren, haben sich gar bernheütterisch
[2] gehalten, haben den
gouverneur
[3] allein auff der bresche gelaßen undt die waffen von sich
geworffen. Daß Churbayern noch 3 städtger genohmen, habe ich nicht gewust,
aber woll, daß I. L. wider nach hauß sein, undt man sagt hir nicht, daß
hussaren in Bayren sein, sondern brandenburgische undt hanoverische
troupen. Ich glaube nicht, daß des Keyßers ordre woll von den hussaren
wirdt observirt, allein der Keyßer hatt das seinige gethan, also sich nichts
vorzuwerffen.