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Versaille den 25. Februari 1703.
… Ich muß lachen, daß der König in Schweden
[1] die damen nur
durch eine thür sicht undt sagt, daß die Königsmarck
[2] eine alte Venus ist.
Ich bin fro, daß pere Vota
[3] zu E. L. kompt, denn leütte, die gern plaudern
undt verstandt haben, divertiren E. L. Die herrn jesuwitter haben die
reputation, nicht gern bey den unglücklichen zu sein. Das hatte ich mein leben
nicht gehört, daß die nostre dame de Lorette einen hoffstatt hatt, das ist
artig… Das ist woll ein zeichen von unßer lieben Königin in Preussen
gutten undt großen verstandt, daß I. M. sich mehr mitt der conversation
von eines alten gelehrten undt verständigen mann divertiren, alß mitt das
geraß vom carnaval. So lang ich in Franckreich bin, habe ich allezeit streydt
gesehen zwischen den jesuwittern undt Jansenisten
[4]; von der querelle von
der Sorbonne undt die jesuwitter habe ich auch gehört, aber man hatt alles,
wie ich gehört, nach Rom geschickt, damitt der papst drüber decidiren möge,
undt beyden partheyen ist das schreiben gegen einander verbotten worden.
Freylich hatt man unrecht, zu sagen, daß die catholischen einerley glauben;
man hatt mich mitt viellen bischoffen reden machen, wie ich von religion
geendert habe, ich habe nicht zwey gefunden, so einerley sagen
[5], undt es ist
über 30 jahr, daß die constellation wehret… Der marechal de Villar
belägert nun die schantz von Kehl; printz Louis wehrt sich nicht
[6], hatt alle
schantzen ahm Rhein abandonnirt, wie auch Offenburg, Wilstett undt
Gengenbach, undt hatt den marechal de Villar bitten laßen, sein schön schloß zu
Rastat nicht zu verderben. Vor etlichen jahren, wie printz Louis sein schloß
bawete, sagte man in Teütschlandt, es würde von frantzösch gelt gebawet,
das wirdt man nun woll noch mehr sagen, denn die rechte warheit zu bekennen,
so ist vor einen großen general, wie printz Louis ist, die conduite gar schlegt…